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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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— 74 —<br />

In den Zügen des Markgrafen zeigten sich Unmut<br />

und Neugier zugleich. »Es war eine Schwäche des<br />

großen Kaisers,« sagte er, »daß er auf solche Leute hörte.<br />

Er, der alle Wunder leugnete und an nichts glauben<br />

wollte, er glaubte an das Gaukelwerk der Sterndeuter.<br />

Seltsam, daß jeder Mensch seine Narrheiten haben<br />

muß!«<br />

Er verfiel in tiefes Sinnen, dann fuhr er auf. »Wo ist<br />

das Geschöpf? Ich will’s sehen und mit ihm sprechen,«<br />

rief er, und als er das bedenkliche Gesicht des Kämmerers<br />

bemerkte, fügte er lachend hinzu: »Du fürchtest<br />

wohl, Schlotheim, daß ich mir auch wahrsagen lasse?<br />

Da sei ganz unbesorgt. Könnte mir einer den Schleier<br />

wegziehen, der <strong>die</strong> Zukunft verhüllt, ich tät’ ihm lieber<br />

<strong>die</strong> Hand abhauen. Doch keiner kann’s, und das ist eine<br />

Wohltat des Himmels. Aber« – er dämpfte seine Stimme<br />

und faßte den Kämmerer vertraulich am Wamse –<br />

»ich will sehen, ob ich den Halunken nicht dazu bringe,<br />

daß er meinem Bruder ein anderes Horoskop stellt.<br />

Da ist oft viel zu tun mit Güte« – er rieb Daumen und<br />

Zeigefinger aneinander, als ob er Geld zählte – »oder<br />

auch mit Gewalt.«<br />

»Herr,« versetzte Schlotheim, und sein nicht eben<br />

kleiner Mund zog sich fast bis zu den Ohren, »ich wäre<br />

mehr für <strong>die</strong> Gewalt. Ein Festtag wäre mir’s, und zwei<br />

dicke Wachskerzen opferte ich dem heiligen Sankt Georg,<br />

wenn ich den Schuft aus dem Turmfenster fliegen<br />

sähe.«

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