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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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dir beichten, Markwart,« sagte er. »Seit dreißig Jahren<br />

bist du mein Freund, du warst es dem Knaben,<br />

der keinen andern hatte, du bist es dem Manne geblieben.<br />

Wem sollt’ ich lieber mein Herz öffnen als dir?<br />

Zudem bist du der klügste aller Menschen, <strong>die</strong> ich kenne,<br />

und deine Weisheit sieht auch Wege und Stege, wo<br />

andern Menschen alles verbaut erscheint.« Und er erzählte<br />

ihm getreulich alles, was in den letzten Tagen<br />

geschehen war, und was sich in der verflossenen Nacht<br />

zwischen ihm und seiner Frau ereignet hatte.<br />

Als er seinen Eid erwähnte, fuhr der Abt empor und<br />

schlug heftig mit den Händen auf <strong>die</strong> beiden Lehnen<br />

des Chorstuhles, in dem er saß. »So hast du deinem<br />

Weibe entsagt?« rief er. »Du? Nimmermehr hätte ich<br />

das von dir gedacht. Du sagtest doch, sie sei krank,<br />

und bei Gott, so däucht mir’s auch. Wie konntest du<br />

ihr nachgeben? Was trieb dich dazu?«<br />

Der Markgraf starrte düster vor sich nieder. »Was<br />

mich trieb? Ich hatte eben von dir gehört, mit welcher<br />

Macht der König kommen wollte. Da verzweifelte ich<br />

daran, daß ich ihm widerstehen könne, und dachte,<br />

daß ich wohl bald sterben müßte. So gab ich ihr das<br />

Gelöbnis, weil ich ihr zuletzt nicht mehr widerstehen<br />

wollte.«<br />

Er hielt inne und fuhr dann tief aufseufzend fort,<br />

und seine Stimme wurde immer leiser, während er<br />

sprach: »Es war noch etwas anderes, was mich trieb.

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