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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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— 76 —<br />

»Wie dürft’ ich sitzen in Eurer Hoheit Gegenwart?«<br />

stammelte der Greis, aber auf einen befehlenden Wink<br />

des Fürsten erhob er sich und setzte sich auf <strong>die</strong> äußerste<br />

Ecke des klotzartigen Schemels, indem er mit einer<br />

Art Verzückung zu dem Markgrafen emporblickte.<br />

»Wie alt bist du?« fragte Friedrich.<br />

»Herr, achtundachtzig Jahre lang trage ich <strong>die</strong> Bürde<br />

des Lebens.«<br />

»Du warst in meines Großvaters Diensten? Wie lange<br />

bist du in seiner <strong>Um</strong>gebung gewesen?«<br />

»Ich war am Hofe des erhabenen Herrn des Abendlandes<br />

fünf Jahre und ein halbes, bis er versammelt<br />

ward zu seinen Vätern.«<br />

»Du hast dem Kaiser gern ge<strong>die</strong>nt?«<br />

Der alte Jude warf sich wieder auf <strong>die</strong> Knie und<br />

rutschte zu dem Markgrafen hin, um seine Hand zu<br />

küssen. »O Herr,« winselte er, »der Kaiser hat mir das<br />

Leben gerettet. Die Dominikaner wollten mich verbrennen,<br />

aber sein Wink machte mich frei. Er gab mich<br />

dem weisen Muley Hassan in <strong>die</strong> Zucht, der von Cordova<br />

gekommen war und den erhabenen Herrn beriet;<br />

bei dem lernte ich <strong>die</strong> Weisheit, <strong>die</strong> von Chaldäa zu<br />

dem Volke Mohammeds gekommen ist. Auch heilsame<br />

Arzeneien lernte ich bereiten, und viermal hat der Herr<br />

des Occidents – sein Gedächtnis lebe bis zum Ende der<br />

Zeiten! – eine Schale gegen das Fieber aus meinen unwürdigen<br />

Händen genommen.«

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