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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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— 222 —<br />

Und wenn ihr’s immer verborgen bliebe, so will ich<br />

doch nicht erröten und <strong>die</strong> Augen zu Boden niederschlagen,<br />

wenn einmal von der Nonne geredet wird.«<br />

»Auch nicht, wenn das zum Besten deines Weibes<br />

wäre? Weißt du nicht, daß der meisten Menschen<br />

Glück nur deshalb besteht, weil sie manches nicht wissen?«<br />

»Meinem Weibe bin ich <strong>die</strong> Wahrheit schuldig,« versetzte<br />

der Landgraf stolz. Dabei beharrte er unbeugsam,<br />

und selbst <strong>die</strong> nochmaligen Bitten und Vorstellungen<br />

des Abtes brachten ihn nicht davon ab, daß er<br />

in der Abendstunde mit dem Briefe der Nonne zu Frau<br />

Else ins Kloster ritt.<br />

Die Landgräfin, <strong>die</strong> von seiner Ankunft nichts wußte,<br />

saß allein in einem weiten Gemache und stickte.<br />

Als er eintrat, sprang sie auf und flog ihm mit einem<br />

Freudenschrei entgegen. Sie warf ihre Arme um seinen<br />

Hals und bot ihm <strong>die</strong> Lippen, und vor Freude errötete<br />

sie über und über.<br />

Was zwischen ihnen stand, schien ausgelöscht aus<br />

ihrem Gedächtnisse, sie tat ganz wie jede junge Frau,<br />

<strong>die</strong> den geliebten Gatten nach längerer Trennung unvermutet<br />

wiedersieht.<br />

Aber als er dann zu erzählen anhub, erblaßte sie<br />

mehr und mehr und wand sich leise und scheu aus seinen<br />

Armen, und als er endlich das versiegelte Pergamentstreifchen<br />

hervorholte, war sie bleich geworden<br />

bis in <strong>die</strong> Lippen.

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