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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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— 185 —<br />

»Nein!« rief Helldorf hastig und eilte <strong>die</strong> Treppe hinab<br />

der Fürstin entgegen. »Gnädigste Herrin, ich bitte<br />

Euch, kehret hier um! Es wartet Euer ein abscheulicher<br />

Anblick.«<br />

»Nun Helldorf, was Ihr sehen könnt, das kann ich<br />

auch sehen. Ich bin nicht schwach, wie <strong>die</strong> meisten<br />

Weiber, das müßtet Ihr wissen. Laßt mich ruhig hinauf,<br />

wo Goldacker steht. Bei Sankt Elisabethen, Marschalk,<br />

wie seht Ihr aus? Was ist’s, das Euch so verstört hat?«<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten trat sie an <strong>die</strong> Zinne heran und<br />

blickte hinaus. Sie stieß einen Ruf der Überraschung<br />

aus, denn ihr Auge fiel zunächst auf das Getriebe zu<br />

ihren Füßen. Aber als sie dann den Blick zur Eisenacherburg<br />

hinüber schweifen ließ, da erblaßte sie jäh, und<br />

ihr Antlitz ward steinern.<br />

»Sind das Menschen? Sind das Christen?« schrie sie<br />

endlich auf.<br />

Hermann Goldacker wollte eben mit hochrotem Angesichte<br />

eine Rede anheben, in der er seiner Meinung<br />

über den Christenstand der Feinde gewiß ungeschminkt<br />

Ausdruck gegeben hätte. Aber er kam nicht<br />

dazu. Von unten her erklang ein scharfer, dünner Laut,<br />

und gleich darauf flog ein Holzpfeil mit blanker Stahlspitze<br />

durch <strong>die</strong> Mauerluke, sauste so dicht über dem<br />

Haupte der Landgräfin hin, daß er ihr fast das Haar berührte,<br />

und blieb im Holzgebälk des Pferdestalles haften.

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