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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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»Weil ich ihn lieb hatte,« erwiderte Frau Else leise.<br />

Die Nonne machte eine wegwerfende Bewegung.<br />

»Was ist <strong>die</strong> Liebe zwischen Mann und Weib? Sündige<br />

Befleckung der Seelen! Du hast dein himmlisches<br />

Erbrecht für ein Linsengericht dahingegeben. Du weißt<br />

das auch, und es martert dich. Lange hast du <strong>die</strong> Stimme<br />

übertäubt, <strong>die</strong> in dir sprach. Nun vermagst du’s<br />

nicht länger. Das Verderben kommt über den, der dein<br />

Gatte heißt, und der schuldig ist wie du, da er alles<br />

wußte und doch <strong>die</strong> Hände nach dir ausstreckte. Da<br />

ist dein Gewissen wach geworden und läßt dich nicht<br />

rasten noch ruhen. Du fühlst es: Was über euch hereinbricht,<br />

das ist <strong>die</strong> gerechte Strafe eurer Sünde.«<br />

Während der letzten Worte war <strong>die</strong> Markgräfin wieder<br />

auf <strong>die</strong> Knie gesunken und rang <strong>die</strong> Hände. Dann<br />

rief sie in flehendem Tone: »Ja, du redest recht. Eine<br />

große Sünde haben wir auf uns geladen, und Gottes<br />

Zorn verfolgt uns darob. Aber ist er nicht barmherzig<br />

und voller Gnade? Was nicht zu ändern ist – sollte das<br />

nicht zu sühnen sein? Ich will hingeben, was mein ist,<br />

ich will meinen Goldschmuck verkaufen, ein Kloster<br />

will ich erbauen – –«<br />

»Närrin!« unterbrach sie <strong>die</strong> Nonne, »Gott will dein<br />

Opfer nicht, er will dich selber. Denn also sprach zu mir<br />

eine Stimme, <strong>die</strong> von obenher kam: ›Der Frau, <strong>die</strong> zu<br />

dir kommt, sage: Du sollst den Eid halten, der mir gelobt<br />

ist, und nicht schwach sein. Dann will ich gnädig<br />

sein, und Fluch soll sich in Segen kehren.‹«

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