25.12.2013 Aufrufe

Paul Schreckenbach Um die Wartburg

Paul Schreckenbach Um die Wartburg

Paul Schreckenbach Um die Wartburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 73 —<br />

Das hagere Gesicht des langen Kämmerers legte sich<br />

in tiefe Kummerfalten. »Herr,« sagte er, »ist’s Euch genehm,<br />

so tretet hier eine Weile ein. Ich möchte Euer<br />

Gnaden etwas offenbaren.«<br />

Friedrich nickte und trat in ein kleines Gemach, dessen<br />

Wände mit Hirschgeweihen und ausgestopftem Federwild<br />

von oben bis unten besetzt waren. Der Ritter<br />

geleitete ihn zu einer Bank am Fenster und begann<br />

dann, vor ihm stehenbleibend: »Unser Herr hat Anfälle<br />

von Trübsinn seit einem Jahre. Er kann nicht hinauskommen<br />

über das Leid, das seines Sohnes Tod ihm bereitet<br />

hat. Er hat Zeiten, wo er davon spricht, daß er<br />

der Welt entsagen will.«<br />

»Das wäre der Teufel!« rief Friedrich dazwischen.<br />

»Aber ganz schlimm ist es erst geworden,« fuhr<br />

Schlotheim fort, »seit der Jude gekommen ist, der ihm<br />

aus den Sternen Unheil prophezeit hat, und ich wollte<br />

Euer Gnaden gebeten haben, unsern Herrn zu vermögen,<br />

daß er den Juden wieder fortschickt.«<br />

»Welchen Juden?« fragte Friedrich verwundert. »Seit<br />

wann pflegt mein Bruder Verkehr mit derlei Ungläubigen?«<br />

»Er heißt Isaschar, ist ein uralter Mann und kam vor<br />

dem heiligen Osterfeste aus Welschland. Es heißt, er<br />

sei schon am Hofe des großen Kaisers Friedrich, Eures<br />

hohen Ahns, gewesen, und deshalb hat ihn auch wohl<br />

unser Herr aufgenommen.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!