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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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meine Tochter, als mein Geist, und schlicht und einfach<br />

erschien ich mir oftmals neben dir. Jetzt aber sehe ich,<br />

daß du noch lernen kannst von mir. Ja, merke auf: ich<br />

lehre dich das Beste, was du lernen kannst im Leben.<br />

Nicht <strong>die</strong> Liebe ist das Höchste in der Welt, es gibt etwas<br />

viel Höheres. Das ist <strong>die</strong> Treue. Liebe vergeht gar<br />

leicht, denn das Menschenherz wird verwandelt mit<br />

den Jahren, aber <strong>die</strong> Treue besteht. Liebe zu fühlen,<br />

das kann sich kein Mensch geben, aber Treue kann jedermann<br />

halten. Darum verlangt sie auch der Herrgott<br />

von den Menschen, und der ist am meisten wert vor<br />

ihm, der <strong>die</strong> höchste Treue auf Erden hält. Und jeder<br />

treue Mensch kann ruhig sein in seinem Herzen und<br />

braucht sich nicht zu fürchten, denn ein Ehrensitz wird<br />

ihm bereitet sein in der Himmelshalle. Das lerne, meine<br />

Tochter, <strong>die</strong> du nicht weißt, was rechte Treue ist!«<br />

»Mutter!« schrie Frau Else auf, »will ich meinem<br />

Manne nicht das höchste Opfer bringen?«<br />

Die Landgräfin richtete sich noch höher auf, und ihre<br />

Augen sprühten. »Närrin!« rief sie. »Törichte Närrin!<br />

Wofür bringst du das Opfer? Das glaub’ ich wohl, daß<br />

<strong>die</strong> Heiligen deinen Mann retten, wenn du dich ihnen<br />

darbringst. Aber wofür retten sie ihn? Für ein elendes<br />

Leben, auch wenn er sein Fürstentum behauptet. Sein<br />

Haus ist verödet, sein Weib hat sich von ihm gelöst,<br />

das seine Wonne war. Seine Tochter wird von Fremden<br />

erzogen, einen Erben hat er nicht mehr zu erwarten.<br />

Ihm wäre besser, er zöge als armer Ritter in <strong>die</strong> Fremde

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