Dissertation - Jacobs University
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Methode<br />
und verwenden dazu eine Coverstory. Kindern werden zunächst Filme oder Briefe<br />
präsentiert, in denen es um (meist gleichaltrige) Personen geht, die in irgendeiner<br />
Form hilfebedürftig sind. Danach wird den Kindern die Möglichkeit gegeben, diesen<br />
Personen zu helfen. Diese Verhaltensoption ist jedoch mit bestimmten Kosten<br />
verbunden, da dann entweder eine andere Verhaltensalternative nicht gewählt werden<br />
kann (z. B. Spielen) oder etwas Materielles abgegeben werden muss (z. B. Geld für<br />
Teilnahme an der Untersuchung). Dieser Aspekt ist wichtig, da „low-cost donation“<br />
mit prosozialem Verhalten unkorreliert ist (z. B. Eisenberg & Shell, 1986). Weiterhin<br />
ist wichtig, dass die Personen das Gefühl haben, sich im Moment ihrer Entscheidung<br />
in einer Situation zu befinden, in der sie nicht von den Versuchsleitern bewertet und<br />
für ihre Entscheidung verantwortlich gemacht werden. Außerdem ist zentral, dass sie<br />
das Gefühl haben, über die notwendige Kompetenz bzw. über die notwendigen<br />
Ressourcen zur Ausübung des Hilfeverhaltens zu verfügen. Beispielsweise sahen in<br />
einer Studie von Miller, Eisenberg, Fabes und Shell (1996) Kinder einen kurzen Film,<br />
in welchem sich zwei Kinder beim Spielen verletzten. Danach erzählte der<br />
Versuchsleiter den Untersuchungsteilnehmern, dass die Kinder jetzt im Krankenhaus<br />
wären, und dass es ihnen zwar gut ginge, dass sie aber nichts zu tun hätten und gerne<br />
malen würden. Der Untersuchungsleiter fragte dann, ob sie Lust hätten, für die Kinder<br />
Stifte in eine Box zu packen, damit man diese an die kranken Kinder ins Krankenhaus<br />
schicken könnte, oder ob sie lieber mit Spielzeug spielen würden. Die<br />
Untersuchungsleiterin ging dann für kurze Zeit aus dem Raum. Indikator für<br />
prosoziales Verhalten war dann, wie viele Stifte das Kind gepackt hatte.<br />
An diese Paradigmen angelehnt wurde in der vorliegenden Studie prosoziales<br />
Verhalten über die Bereitschaft der jugendlichen Teilnehmerinnen erfasst, kranke<br />
Kinder und Jugendliche zu unterstützen (oder nicht zu unterstützen). Die Coverstory<br />
lautete, dass ein gemeinnütziger Verein („Brieftauben e. V.“) auf der Suche nach<br />
Jugendlichen wäre, die bereit wären, Kontakt mit kranken Kindern und Jugendlichen<br />
aufzunehmen. Die Untersuchungsleiterin kündigte dabei lediglich an, dass der Verein<br />
gewusst hätte, dass an der Universität eine Studie mit Jugendlichen durchgeführt<br />
würde, und dass er deshalb die Universität gebeten hätte, ein Anschreiben an die<br />
Jugendlichen weiterzuleiten. Die Untersuchungsleiterin gab dann den jugendlichen<br />
Teilnehmerinnen ohne weiteren Kommentar ein Anschreiben und verließ den Raum,<br />
angeblich um die Unterlagen für den Rest der Sitzung zu holen. In dem Anschreiben<br />
stand, dass der Verein Jugendliche suchen würde, die Lust hätten, für einen Zeitraum<br />
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