Dissertation - Jacobs University
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Theoretische Grundlagen der Studie<br />
ein Defizitbegriff zugrunde, welcher den status quo mit einem in der Vergangenheit<br />
bereits erreichten Zustand vergleicht 3 . Das Begriffsverständnis von Kompensation, so<br />
wie es in der vorliegenden Arbeit verwendet wird, zieht dagegen darüber hinaus einen<br />
noch nicht erreichten normativen Entwicklungszustand in der Zukunft als<br />
Vergleichsmaßstab heran. Der hier verwendete Kompensationsbegriff impliziert<br />
daher, dass nicht nur im Alter, sondern auch in der Kindheit und im Jugendalter der<br />
Kompensationsbedarf vergleichsweise hoch ist.<br />
Bezug zur vorliegenden Studie: Die vorliegende Studie betrachtet vor dem<br />
Hintergrund dieser metatheoretischen Annahmen die G1-G3-Interaktion als potentiell<br />
kompensatorischer Entwicklungskontext sowohl für die ältere als auch die<br />
jugendliche Person. Es wird angenommen, dass sich der förderliche Charakter der G1-<br />
G3-Interaktion in einigen der psychologischen Funktionsbereiche zeigt, von denen<br />
man aus der empirischen psychologischen Forschung weiß, dass im Jugendalter und<br />
Alter hier normativ Entwicklungsdefizite vorliegen. Aus der Sicht der älteren Person<br />
liegt der Fokus auf der Betrachtung der Beziehung unter dem Aspekt einer<br />
Resilienzkonstellation. Aus der Sicht der jüngeren Person wird die G1-G3-Interaktion<br />
als eine potentiell akzeleriende (d. h. „entwicklungsbeschleunigende“) Einflussgröße<br />
konzeptionalisiert. In der vorliegenden Studie wird aber auch davon ausgegangen,<br />
dass je nach konkretem situativem Kontext der G1-G3-Interaktion und je nach<br />
psychologischen Merkmalen, welche die Personen mit in die Interaktion einbringen,<br />
der kompensatorische Charakter auch ausbleiben kann oder sich sogar auch Verluste<br />
einstellen können. Letzterer Aspekt steht damit im Einklang mit der oben gemachten<br />
theoretischen Annahme der Konstellationsabhängigkeit des beeinträchtigenden oder<br />
unterstützenden Charakters einer sozialen Konstellation.<br />
2.2 Theoretische und paradigmatische Einbettung der Studie<br />
Eingebettet in diesen metatheoretischen Rahmen wird in der vorliegenden Arbeit ein<br />
theoretisches Modell und ein experimentelles Paradigma zur Untersuchung der G1-<br />
G3-Interaktion entwickelt. Dazu werden Ansätze aus der Lebensspannen-, Sozial-,<br />
3 Der im SOK-Modell verwendete Kompensationsbegriff lässt sich darauf zurückführen, dass das<br />
SOK-Modell ursprünglich aus einer gerontopsychologischen Perspektive heraus entwickelt wurde.<br />
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