Dissertation - Jacobs University
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Diskussion und Ausblick<br />
Textmaterial wurde aber für die vorliegende Arbeit konzipiert. Es könnte zum<br />
Beispiel sein, dass bestimmte der „vermeidungsorientierten“ Satzergänzungen,<br />
nämlich Angst vor Alleinsein oder Angst vor dem Verlust von nahestehenden<br />
Menschen, die in der vorliegenden Studie der Kategorie „kommunales Ziel“<br />
zugeordnet wurden, mit Blick auf die Validität besser der Kategorie „agentisches<br />
Ziel“ hätten zugeordnet werden sollen.<br />
Einbettung der Befunde in die bisherige Forschungslage. Im Theorieteil der<br />
vorliegenden Arbeit wurde theoretisch hergeleitet, dass die Weitergabe von<br />
Lebenswissen durch ältere Menschen für Adoleszente eine Situation darstellt, die für<br />
sie von hoher Relevanz ist, und in die daher ein hohes Ausmaß an geistiger Energie<br />
investiert wird (siehe Kapitel 4.1.3). Dies wurde darauf zurückgeführt, dass<br />
Jugendliche in dieser Entwicklungsphase ein Bedürfnis danach haben, Informationen<br />
zu sammeln, die sie für die Identitätsbildung und zur Vorbereitung auf zukünftige<br />
Entwicklungsaufgaben benötigen (z. B. Carstensen et al., 2003; Erikson, 1950). Einen<br />
direkten Hinweis für das hohe Interesse von G3-Angehörigen an generativen<br />
Situationen liefert die in Kapitel 3.2.2 beschriebene Studie von Mergler, Faust und<br />
Goldstein (1985). Hier zeigte sich, dass junge Menschen eine besonders gute<br />
Behaltensleistung für vorgelesene Geschichten aufwiesen, die narrativen (im<br />
Gegensatz zu deskriptiven) Charakter hatten und von älteren Menschen (im<br />
Gegensatz zu jungen bzw. „mittelalten“ Menschen) vorgelesen wurden. Indirekte<br />
Hinweise für das hohe Interesse junger Menschen gegenüber dem Erfahrungswissen<br />
älterer Menschen lässt sich aus der Literatur zu subjektiven Entwicklungstheorien und<br />
Altersstereotypen ableiten (Heckhausen et al., 1989; Levy, 1996, siehe Kapitel 4.2).<br />
Hier zeigt sich, dass Weisheit als besondere Eigenschaft des hohen Alters betrachtet<br />
wird.<br />
Die vorliegende Arbeit ist die erste Studie, die empirische Hinweise darauf<br />
liefert, dass sich generative Interaktionen förderlich auf den bei Jugendlichen noch<br />
entwicklungsdefizitären Bereich prosoziales Verhalten auswirken. Die vorliegende<br />
Studie erweitert damit das Spektrum nachgewiesener, mit generationenübergreifender<br />
Interaktion in Zusammenhang stehender psychologischer „Gewinne“. Bisher war der<br />
Nachweis positiver Effekte außerfamiliärer generationenübergreifender Interaktion<br />
weitestgehend auf die Reduktion negativer Altersstereotype beschränkt (z. B. Fox &<br />
Giles, 1993, siehe Kapitel 3.2.1).<br />
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