Dissertation - Jacobs University
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Generationenbeziehungen im Kontext von alterstypischen Entwicklungsschwächen<br />
würde, da eine solche Situation den ausgeprägtesten Prime darstellt (Fitzsimons &<br />
Bargh, 2003).<br />
Schließlich wurde die Plastizität prosozialen Verhaltens auch in Abhängigkeit<br />
von positiven Emotionen gezeigt. So demonstrieren eine große Reihe von<br />
experimentellen Untersuchungen, dass positiver Affekt Hilfsbereitschaft,<br />
Großzügigkeit und soziale Verantwortung fördert (Überblick bei Isen et al., 1987).<br />
Diskutiert wird, ob prosoziales Verhalten selbst ein Resultat des Einflusses positiven<br />
Affektes auf die Zugänglichkeit zu Gedächtnisinhalten darstellt, die mit prosozialen<br />
Erfahrungen in Zusammenhang stehen (z. B. Isen, Shalker, Clark, & Karp, 1978).<br />
5.2.3 Kommunale Ziele<br />
Theoretische Annahmen und einige empirische Befunde aus verschiedenen<br />
Forschungsbereichen zeigen, dass nicht nur im Bereich des prosozialen Verhaltens ein<br />
normatives Entwicklungsdefizit vorliegt, sondern auch ganz allgemein im Bereich der<br />
sozialen Motivation und Orientierung. Dies lässt sich mithilfe der Terminologie<br />
Bakans (1966) an der Relation zwischen einer auf die eigene Person bezogenen<br />
Orientierung („agency“) im Vergleich zu einer auf andere Personen bezogenen<br />
Orientierung („communion“) festmachen, welche im Jugendalter noch zugunsten von<br />
„agency“ verschoben ist. Bei Jugendlichen ist demnach das Sich-Abheben-vom-<br />
Kollektiv im Sinne von Selbstmanifestation, Selbstbehauptung und Selbsterweiterung<br />
von stärkerer Bedeutung als die Bildung von sozialen Einheiten und die Fürsorge und<br />
Bezogenheit auf die soziale Umwelt.<br />
Empirische Evidenz für die Dominanz agentischer im Vergleich zu<br />
kommunalen Zielen zeigen Studien aus dem Bereich der Selbstkonzeptforschung. In<br />
der Studie von Diehl et al. (2004) sollten die Untersuchungsteilnehmer in fünf<br />
Lebensbereichen bis zu sechs Attribute spontan angeben, welche sie selber<br />
beschreiben. Es zeigte sich, dass junge Personen in spontanen Selbstbeschreibungen<br />
weniger kommunale und mehr agentische Selbstrepräsentationen aufwiesen als ältere<br />
Menschen. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch aus einer Studie von Dittmann-Kohli<br />
(1995). Sie fand unter Verwendung eines Satzergänzungsverfahrens („SELE“), dass<br />
Berufsschüler und junge Erwachsene weniger häufig als ältere Personen zielbezogene<br />
Gedanken ausdrückten, die andere Menschen, soziale Beziehungen oder innere<br />
Zustände mit sozialem Inhalt betreffen. Gleichzeitig wurden von den älteren<br />
Teilnehmern häufiger Antworten geäußert, welche sich auf die berufliche<br />
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