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Dissertation - Jacobs University

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Generationenbeziehungen im Kontext von Entwicklungsaufgaben und Altersstereotypen<br />

späteren Arbeiten definierte Erikson Generativität aber auch als zentrales Thema des<br />

hohen Alters, wenngleich dann mit einer inhaltlich anderen Akzentuierung (Erikson,<br />

Erikson, & Kivnick, 1986). Während im mittleren Erwachsenenalter insbesondere die<br />

Verantwortlichkeit für das Fortbestehen der Menschheit im Sinne der biologischen<br />

Reproduktion, des Schutzes und der Erziehung vorrangig sind, ist dies im Alter die<br />

Weitergabe von Kompetenzen, Erfahrungen und Werten an die Mitglieder jüngerer<br />

Generationen, auch jenseits der eigenen Familie – vom Geschichtenerzählen über die<br />

Herstellung von kreativen Produkten bis zu politischem Engagement. Kotre (1984)<br />

unterscheidet in dieser Hinsicht biologische bzw. parentale Generativität<br />

(Reproduktion und Erziehung) von technischer und kultureller Generativität. Unter<br />

technischer Generativität versteht Kotre dabei vor allem die Weitergabe von Wissen<br />

und Fertigkeiten an Personen nachfolgender Generationen. Kulturelle Generativität<br />

bezieht sich auf die Weitergabe symbolischer Güter, etwa von Werten und Visionen.<br />

Insbesondere die kulturelle Generativität sieht Kotre als zentrale Generativitätsform<br />

der postreporduktiven Phase. An einigen Stellen hebt Erikson neben der materiellen<br />

bzw. symbolischen Seite der Generativität auch die emotionalen Aspekte von<br />

Generativität hervor. Dieser Aspekt findet Ausdruck in der Definition von<br />

Generativität als „an extension of love into the future“ (Erikson, 1950).<br />

In der Literatur wird Generativität als motivationales Paradox im<br />

Spannungsfeld zwischen einer Fokussierung auf die eigene Person und einer<br />

Fokussierung auf andere Personen beschrieben. Kotre (1984) und später auch<br />

McAdams (1998) unterscheiden in diesem Sinne zwei unterschiedliche motivationale<br />

Spielarten von Generativität. In Anlehnung an Bakan (1966) unterscheiden sie<br />

zwischen einer auf die eigene Person bezogenen agentischen und einer auf andere<br />

Personen gerichteten kommunalen Form der Generativität. Beide Formen der<br />

Generativität sind dabei untrennbar miteinander verbunden. Die agentische<br />

Ausprägung definierte Kotre (1984) als „a tendency to assert, expand, and develop the<br />

self in a powerful and independent way“. Kotre sieht darin einen Ausdruck des<br />

Bedürfnisses, in Anbetracht des Todes ein Vermächtnis zu hinterlassen, dadurch sein<br />

Leben über den Tod hinaus verlängern zu können und somit symbolische<br />

Unsterblichkeit zu erlangen. Hier steht Generativität in engem Zusammenhang mit<br />

der zweiten zentralen Entwicklungsaufgabe des Alters, welche darin besteht, im<br />

Lebensrückblick Akzeptanz und Zufriedenheit mit dem eigenen Leben zu finden<br />

(Integrität) (Erikson, 1950). In ihrer agentischen Ausprägung wurde Generativität<br />

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