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Dissertation - Jacobs University

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Generationenbeziehungen im Kontext von alterstypischen Entwicklungsschwächen<br />

konfrontiert sind. In jüngster Zeit zeigten jedoch insbesondere die Arbeiten von<br />

Labouvie-Vief, dass, während diese von ihr als Affektoptimierung bezeichnete<br />

Dimension der Affektregulation im Alter stark ausgeprägt ist, die dazu<br />

komplementäre Regulationsdimension der kognitiv-affektiven Komplexität<br />

durchschnittlich betrachtet schwächer ausgeprägt ist als im jungen und mittleren<br />

Erwachsenenalter (Labouvie-Vief, 2003; Labouvie-Vief, Chiodo, Goguen, Diehl, &<br />

Orwoll, 1995). Unter kognitiv-affektiver Komplexität versteht Labouvie-Vief ganz<br />

allgemein die Fähigkeit zu komplexen, multivalenten Repräsentationen. Diese<br />

Fähigkeit geht nach Labouvie-Vief mit Toleranz, Offenheit und einer nichtrepressiven<br />

emotionalen Haltung einher 15 . Als zentrales Merkmal von kognitivaffektiver<br />

Komplexität betrachtet Labouvie-Vief dabei die Fähigkeit, sowohl negative<br />

als auch positive Aspekte sozialer Gegenstände, insbesondere der eigenen Person, zu<br />

betrachten und zu integrieren.<br />

Angenommen wird, dass Affektoptimierung automatisch und schematisiert<br />

abläuft. Dagegen sollte kognitiv-affektive Komplexität mit elaborierter<br />

Informationsverarbeitung und mit höherem Investment an kognitiven Ressourcen<br />

einhergehen, weil hierzu die Differenzierung bereits existierender Wissenskörper<br />

erforderlich ist. Zwischen Optimierungs- und Differenzierungsstrategien wird eine<br />

dynamische kompensatorische Beziehung angenommen in dem Sinne, dass mit<br />

abnehmender Fähigkeit zu komplexen, multivalenten Repräsentationen in stärkerem<br />

Maße Optimierungsstrategien eingesetzt werden (Labouvie-Vief, 2003; Labouvie-<br />

Vief & Medler, 2002). Die geringe Ausprägung von kognitiv-affektiver Komplexität<br />

und die hohe Ausprägung von Affektoptimierung im Alter werden daher als die<br />

beiden Seiten derselben Medaille betrachtet.<br />

Einige Studien von Labouvie-Vief liefern unter Verwendung unterschiedlicher<br />

Messinstrumente empirische Evidenz für das verhältnismäßig geringe Ausmaß an<br />

kognitiv-affektiver Komplexität im Alter. So zeigten in einer Studie ältere Teilnehmer<br />

in narrativen Selbstbeschreibungen Selbstrepräsentationen, welche weniger stark<br />

differenziert waren und weniger stark mit positiven wie negativen Emotionen<br />

einhergingen als Selbstrepräsentationen von „mittelalten“ und jungen Erwachsenen<br />

15 Das Konzept kognitiv-affektive Komplexität muss unterschieden werden von Konzepten, die direkt<br />

emotionale Zustände mit Emotionsfragebögen erfassen und deren Kovariation untersuchen (z. B.<br />

Carstensen et al., 2000). Das Konzept der kognitiv-affektiven Komplexität umfasst Aspekte von<br />

Komplexität im Sinne der Differenzierung, Inhibition und exekutiven Kontrolle (Labouvie-Vief &<br />

Medler, 2002).<br />

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