Dissertation - Jacobs University
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Theoretische Grundlagen der Studie<br />
Kodierung, Organisation, Urteilen). Hess (1994; 1999) argumentiert aufbauend darauf<br />
aus der Sicht der Lebensspannenpsychologie, dass im höheren Erwachsenenalter der<br />
selektiven Investition kognitiver Ressourcen eine besondere Bedeutung zukommt,<br />
weil Personen in Kontexten limitierter Ressourcen operieren (eine Annahme, die auch<br />
in Einklang mit dem in Kapitel 2.1 beschriebenen SOK-Modell von Baltes und Baltes<br />
(1990) steht). Impliziert in diesem Ansatz ist die Annahme, dass beobachtete<br />
Altersunterschiede in Indikatoren der fluider Intelligenz zumindest in einem<br />
bestimmten Ausmaß auf motivationale Unterschiede zurückgeführt werden können,<br />
welche sich unter variierenden Kontextanforderungen zeigen. Für den<br />
Informationsverarbeitungsprozess bedeutet dies dann, dass die kognitive Leistung mit<br />
den Zielen bzw. Motiven der Person verbunden ist, und dass psychologisch<br />
herausfordernde Ziele (etwa die Möglichkeit, einer Person konkret helfen zu können)<br />
mit elaborierterer und akkuraterer Verarbeitung und besserer Gedächtnisleistung<br />
verbunden sind; Situationen von niedrigerer Relevanz werden dagegen schematischer<br />
verarbeitet (z. B. Fiske & Neuberg, 1990; Hess & Pullen, 1996).<br />
In den experimentellen Paradigmen zur Überprüfung dieses Ansatzes wird<br />
dann die Relevanz einer Aufgabe (bzw. die Relevanz des sozialen Kontextes, der<br />
durch die Aufgabe erzeugt wird) experimentell manipuliert und die Effekte der<br />
Manipulation auf die kognitive Leistungsfähigkeit überprüft. Bei vielen Studien wird<br />
die Gedächtnisleistung für soziale Informationen als Kriterium herangezogen.<br />
Beispielsweise wurden in einer Studie von Hess, Follett und McGee (1998)<br />
Teilnehmern eine Liste von Verhaltensweisen mit überwiegend konsistenten<br />
Verhaltensweisen von fiktiven Personen gegeben. In einer Bedingung bekamen die<br />
Teilnehmerinnen die Standardinstruktion, nach der sie sich ganz allgemein einen<br />
Eindruck von den Personen machen sollten; in der anderen Bedingung sollten sie sich<br />
einen Eindruck von den Personen in Hinblick auf deren Eignung für einen Job<br />
machen. Untersucht wurde die Erinnerungsleistung für Verhaltensweisen. In der<br />
Standardbedingung zeigte sich der klassische Befund, dass die jungen<br />
Studienteilnehmer einen Erinnerungsvorsprung für inkonsistente Verhaltensweisen<br />
gegenüber konsistenten Verhaltensweisen hatten, während dies für ältere Personen<br />
nicht der Fall war. In der Jobevaluations-Instruktion verbesserte sich für die jüngeren<br />
wie älteren Teilnehmer die Erinnerungsleistung; ältere Teilnehmer erinnerten in dieser<br />
Bedingung inkonsistente Verhaltensweisen sogar besser als jüngere (zumindest die<br />
Teilnehmer mit guter Leistung im Arbeitsgedächtnis). Ähnliche Befunde zeigen sich<br />
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