Dissertation - Jacobs University
Dissertation - Jacobs University
Dissertation - Jacobs University
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diskussion und Ausblick<br />
Effekt handelt, der durch die Aktivierung bestehender Personen- bzw.<br />
Beziehungsschemata hervorgerufen wird, oder um einen Effekt, der auf Modelllernen<br />
zurückgeht, kann aufgrund der vorliegenden Studie nicht geklärt werden. Für beide<br />
Arten von psychologischen Prozessen wurde in der Vergangenheit gezeigt, dass sie<br />
mit Plastizität im Bereich prosozialen Verhaltens in Zusammenhang stehen (siehe<br />
Kapitel 5.2). So zeigt sich auf der einen Seite in der Literatur zum Modelllernen der<br />
Befund, dass sich Kinder, die helfende Modelle beobachten, häufiger prosozial<br />
verhalten als Kinder, die egoistische Modelle beobachten, und dass erworbene<br />
Verhaltensweisen z. T. auch auf neue Verhaltensweisen und in neuen Settings<br />
angewendet werden (Überblick bei Eisenberg & Fabes, 1998). Zieht man<br />
Modelllernen als Interpretationsfolie heran, dann kann man argumentieren, dass die<br />
ältere Person in ihrem auf die adoleszente Person gerichteten Verhalten als Modell<br />
fungiert. Auf der anderen Seite demonstrieren Studien im Rahmen interpersoneller<br />
sozial-kognitiver Theorien, dass prosoziales Verhalten nicht nur durch Neulernen,<br />
sondern durch die bloße Aktivierung kooperativer Personen- bzw.<br />
Beziehungsschemata hervorgerufen werden kann. So zeigte z. B. die in Kapitel 5.2.2<br />
dargestellte Studie von Fitzsimons und Bargh (2003), dass das Nachdenken über<br />
einen guten Freund dazu führt, dass sich Personen prosozialer verhalten. Vor dem<br />
Hintergrund dieses Interpretationsansatzes kann man argumentieren, dass durch die<br />
Interaktion mit der älteren Person bei der jugendlichen Person durch Fürsorge,<br />
Unterstützung und Solidarität charakterisierte Beziehungsschemata (etwa die<br />
Beziehungen zu den eigenen Großeltern) aktiviert werden, die sie im Laufe ihres<br />
Lebens entwickelt haben. Beide Prozesse – Modelllernen und Schemaaktivierung -<br />
sind vermutlich in der Realität nicht eindeutig voneinander zu trennen. Anzunehmen<br />
ist, dass beide Prozesse parallel zueinander an dem Zustandekommen der Effekte<br />
beteiligt sind.<br />
Diskussion und Interpretation der Befunde für kommunale Ziele. Bei der Spekulation<br />
über das Ausbleiben des Effektes für kommunale Ziele bietet es sich an, sowohl über<br />
inhaltliche als auch über methodische Ursachen nachzudenken. Es sind mindestens<br />
zwei inhaltliche Ursachen denkbar. Zum einen könnte es sein, dass in der<br />
Experimentalbedingung die erwartete positive Repräsentation der Person und der<br />
Beziehung zwar eingetreten ist, dass aber der automatische Transfer auf den Bereich<br />
persönlicher Wünsche, Ziele und Intentionen fehlgeschlagen war. Dies könnte darauf<br />
149