Dissertation - Jacobs University
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Psychologische Forschung zu Generationenbeziehungen<br />
Konsequenzen für solche Großeltern, die aufgrund besonderer Umstände gezwungen<br />
waren, die Elternrolle zu übernehmen (z. B. Burton, 1992; Dellmann-Jenkis,<br />
Blankemeyer, & Olesh, 2002).<br />
Betrachtet man die Seite der Enkelkinder, so steht auch hier in den wenigen<br />
neueren Arbeiten zu diesem Thema zunächst der positive, direkte (d. h. unmittelbar an<br />
die Enkel gerichtete) oder indirekte (d. h. von Großeltern über die Eltern an die Enkel<br />
vermittelte) sozialisatorische Einfluss der Großeltern, insbesondere der Großmütter,<br />
im Vordergrund 7 . An einigen Stellen wird dabei auf den besonderen Einfluss der<br />
Großeltern auf soziales Verhalten, emotionale Stabilität und Identitätsentwicklung der<br />
Enkelkinder hingewiesen (Bertram, 1994; Oyserman, Radin, & Benn, 1993;<br />
Uhlenberg, 2000). In diesem Zusammenhang werden Geschichtenerzählen, Ratgeben<br />
und Unterstützung in der Umsetzung von Plänen als zentrale Aktivitäten betrachtet<br />
(Cherlin & Fuerstenberg, 1985). In diesem Sinne fanden Roberto und Stroes (1992),<br />
dass Enkelkindern den Großeltern eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Werten<br />
beimessen. Dies wurde u. a. mit der positiven Modellwirkung der Großeltern und der<br />
positiven Beziehungsebene zwischen Großeltern und Enkelkindern in Zusammenhang<br />
gebracht. Einige Autoren beschreiben das Erzählen von Lebensgeschichten als<br />
besonders identitätsstiftend für die Enkelkinder wie auch für die Großeltern selbst,<br />
weil dies zu einem Kontinuitätserleben auf beiden Seiten führe (McKay, 1993).<br />
Zusammenfassung und Implikation für die vorliegende Studie. Insgesamt lässt sich<br />
feststellen, dass die Literatur zu generationenübergreifenden familiären Beziehungen<br />
auf die Entspanntheit und Positivität der G1-G3-Beziehung im Vergleich zur G2-G3-<br />
Beziehung hinweist. Auf Seiten der Großeltern steht neben der Freude an<br />
gemeinsamen Aktivitäten die sinnstiftende Funktion von Großelternschaft im<br />
Vordergrund. Für die Enkelkinder ergibt sich die Bedeutung der<br />
generationenübergreifenden Beziehung vor dem Hintergrund von Wertetransfer und<br />
Identitätsbildung. Die Literatur bietet allerdings nur wenig Anhaltspunkte für<br />
Prozesscharakteristika, die spezifisch für die Interaktion sind.<br />
Abschließend soll noch auf die Übertragbarkeit der Befunde zu<br />
psychologischen Charakteristika von familiären auf außerfamiliäre Beziehungen<br />
7 Smith (1995) und Szinovacs (1998) zeigen allerdings in ihrem Überblick über die Geschichte der<br />
Forschung, dass bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts der Einfluss der Großeltern auf die Enkel als<br />
negativ eingeschätzt wurde. Insbesondere wurde dabei in klinischen meist psychoanalytischen<br />
Fallstudien der störende Einfluss der Großmütter auf die elterliche Erziehung betont.<br />
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