Dissertation - Jacobs University
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Generationenbeziehungen im Kontext von alterstypischen Entwicklungsschwächen<br />
Youngblade, 2004; Dittmann-Kohli, 1995; Midlarsky & Hannah, 1989).<br />
In der vorliegenden Studie wurden prosoziales Verhalten und die Ausprägung<br />
kommunaler Ziele als Entwicklungsschwächen ausgewählt, vor deren Hintergrund der<br />
angenommene günstige Einfluss der G1-G3-Interaktion bewertet wird. In Kapitel 3.1<br />
wurde aus der Literatur zu innerfamiliären Generationenbeziehungen abgeleitet, dass<br />
die G1-G3-Beziehung nicht zuletzt aufgrund des Wegfalls des Autonomiekonfliktes<br />
mit der Elterngeneration eher spannungsfrei ist. Aus der Literatur zu Generativität und<br />
Identitätsbildung wurde darüber hinaus in Kapitel 4.1 abgeleitet, dass in typisch<br />
„generativen“ Kontexten die G1-G3-Beziehung durch Solidarität, gegenseitiges<br />
Interesse und die Fürsorge der älteren Person gekennzeichnet ist. In der vorliegenden<br />
Studie wird angenommen, dass sich die günstige Beziehungsebene der G1-G3-<br />
Interaktion und die positive Modellwirkung der älteren Person förderlich auf die<br />
soziale Motivation und die soziale Orientierung Jugendlicher auswirkt.<br />
5.2.2 Prosoziales Verhalten<br />
Insgesamt zeigt ein Überblick über die Literatur, dass bei Jugendlichen prosoziales<br />
Verhalten stärker als bei Kindern, aber noch schwächer als bei (insbesondere älteren)<br />
Erwachsenen ausgeprägt ist (vgl. Kapitel 4.1.1). So zeigten van Lange und Kuhlman<br />
(1994) unter Verwendung einer hypothetischen Spielesituation (dekomponierte<br />
Matrizen), dass die Prävalenz von Personen mit prosozialer Orientierung von Alter<br />
15-29, 30-44, 45-59 und 60+ anstieg. Gleichzeitig sank die Prävalenz von solchen<br />
Personen mit individualistischer und kompetitiver Orientierung. Ein im<br />
Zusammenhang mit nachfolgenden Überlegungen interessanter weiterer Befund<br />
dieser Studie war, dass Personen mit prosozialer Orientierung ein höheres Ausmaß an<br />
sicherer Bindung aufwiesen als individualistische und kompetitive Personen.<br />
Es gibt darüber hinaus auch Evidenz, dass sich der Befund der vergleichsweise<br />
schwachen Ausprägung von prosozialem Verhalten bei Jugendlichen vom<br />
Laborkontext auch auf naturalistische Settings übertragen lassen. So zeigt die bereits<br />
im Zusammenhang mit Generativität im Alter beschriebenen Studie von Midlarsky<br />
und Hannah (1989) (siehe Kapitel 4.1.1), dass, wenn Personen unterschiedlichen<br />
Alters experimentell in eine Situation gebracht wurden, in der sie an eine<br />
gemeinnützige Organisation spenden konnten, 15-24-jährige häufiger als jüngere<br />
Kinder, aber seltener als andere Altersgruppen an gemeinnützige Organisationen<br />
spendeten, und zwar auch dann, wenn nicht-monetäre Kriterien verwendet wurden<br />
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