Dissertation - Jacobs University
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Theoretische Grundlagen der Studie<br />
Zugewinn beinhalten (Multidirektionalität). Plastizität ist aber nicht mit<br />
„grenzenloser“ intraindividueller Variabilität gleichzusetzen, sondern ist vielmehr in<br />
ihrem intraindividuellen Veränderungsspektrum durch interne und externe<br />
Ressourcen, die bei einem Individuum zu einem gegebenen Zeitpunkt in der<br />
Ontogenese verfügbar sind, begrenzt. Die Psychologie der Lebensspanne nimmt an,<br />
dass Plastizität selbst einer Entwicklungslogik folgt, nach der mit zunehmendem Alter<br />
das intraindividuelle Potential für Veränderung abnimmt (P. B. Baltes et al., 1998).<br />
Dies wird eindrucksvoll in Studien zur differentiellen Wirksamkeit kognitiver<br />
Intervention in Abhängigkeit vom Alter demonstriert (z. B. P. B. Baltes & Kliegl,<br />
1992) (siehe Kapitel 5.1.3).<br />
Eine zentrale Annahme der Lebensspannenpsychologie ist des Weiteren, dass<br />
es nicht nur „eine“ (unidimensionale) Entwicklung gibt, sondern dass Entwicklung<br />
stets in verschiedenen Funktionsbereichen stattfindet (Multidimensionalität). Für die<br />
psychologische Forschung sind insbesondere kognitive, emotionale, soziale,<br />
motivationale und persönlichkeitsbezogene Aspekte zentral (P. B. Baltes et al., 1998).<br />
Daraus lässt sich für das Konzept der Plastizität ableiten, dass sich Plastizität auf<br />
verschiedenen Dimensionen widerspiegelt und es daher ein großes Spektrum an<br />
Entwicklungsindikatoren zu unterscheiden gilt (P. B. Baltes et al., 1998; Staudinger &<br />
Greve, 1999; Staudinger & Pasupathi, 2000). Aus der gemeinsamen Betrachtung des<br />
Prinzips der Multidimensionalität und Multidirektionalität ergibt sich dann<br />
zwangsläufig, dass Entwicklung zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung weder intranoch<br />
interindividuell gesehen nur entweder Verlust oder nur Zuwachs beinhaltet.<br />
Vielmehr beinhaltet Entwicklung zu jedem Zeitpunkt der Ontogenese Gewinne wie<br />
auch Verluste. Zum Beispiel können zwei Entwicklungsbereiche ressourcenreich sein<br />
und ein anderer ressourcenarm. So kann etwa eine Person Defizite im Bereich<br />
kognitiver Leistungsfähigkeit aufweisen und gleichzeitig über ein hohes Ausmaß an<br />
sozialer Kompetenz und emotionaler Stabilität verfügen. Parallel zur Betrachtung<br />
einzelner Entwicklungsindikatoren lässt sich über die verschiedenen<br />
bereichsspezifischen Entwicklungsindikatoren hinweg auch eine übergreifende<br />
Entwicklungsbilanz ableiten (Staudinger et al., 1995). Diese lässt sich als<br />
dynamisches Gewinn-Verlust-System beschreiben, welches sich über die<br />
Lebensspanne hinweg zuungunsten der Gewinne verschiebt (P. B. Baltes, 1987;<br />
Staudinger et al., 1995).<br />
Ein weiterer Grundsatz der Lebensspannenpsychologie ist, dass - während in<br />
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