Dissertation - Jacobs University
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Die vorliegende Studie<br />
und den gemachten Erfahrungen an junge Menschen weiterzugeben. Nach dem<br />
Arbeitsmodell drückt sich dies für die älteren Personen darin aus, dass es ihnen im<br />
Austausch mit Jugendlichen prinzipiell sehr wichtig ist, im Laufe ihres Lebens<br />
erworbenes Erfahrungswissen an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben und<br />
sie zu unterstützen. Unter der Bedingung, dass der situative Kontext bzw. der<br />
Interaktionsgegenstand es erlaubt, dass ältere Menschen Erfahrungswissen tatsächlich<br />
weitergeben können, sollte eine solche Situation mit dem Erleben von<br />
Selbstbestätigung sowie dem Erleben von Fürsorge, Offenheit und Solidarität<br />
gegenüber dem Jugendlichen einhergehen. In dem Arbeitsmodell wird angenommen,<br />
dass diese psychologische Konstellation dann u. a. zu erhöhter kognitiver<br />
Leistungsfähigkeit und hoher kognitiv-affektiver Komplexität führt. Komplementär<br />
dazu trifft die G1-G3-Konstellation für den Fall, dass ältere Menschen Lebenswissen<br />
weitergeben können, auf Seiten der Jugendlichen auf das zentrale Motiv der Identität<br />
und die damit verbundene Suche nach Informationen, die für die Bildung einer<br />
Identität und den Umgang mit Herausforderungen in der Zukunft nützlich sein können<br />
(Exploration). Für den Fall, dass die ältere Person Erfahrungswissen weitergeben<br />
kann, sollte sich dieses Motiv in hohem Interesse und Aufmerksamkeit gegenüber<br />
dem älteren Menschen ausdrücken. Auf der Ebene des sozialen Erlebens sollte eine<br />
solche Situation bei den Jugendlichen eine durch Gemeinschaft und Fürsorglichkeit<br />
charakterisierte mentale Repräsentation der älteren Person und der Beziehung<br />
begünstigen. In dem Arbeitsmodell wird angenommen, dass sich die so<br />
charakterisierte Personen- bzw. Beziehungsrepräsentation u. a. in prosozialem<br />
Verhalten und kommunalen Zielen äußert.<br />
2. Situative/gesellschaftliche Ebene der G1-G3-Interaktion: Zentralen Stellenwert in<br />
dem Arbeitsmodell hat die Annahme, dass bestimmte soziale Kontexte die Entstehung<br />
der motivationalen Ebene begünstigen, während andere Kontexte abträglich für deren<br />
Entstehung sind. Begünstigende Kontextfaktoren sind danach solche, in denen die<br />
älteren Personen den Erfahrungsvorsprung haben, und zwar insbesondere Situationen,<br />
in denen es um Lebenswissen und –erfahrung geht (siehe Kapitel 3, 4.1). Der<br />
motivationalen Konstellation abträgliche Kontextfaktoren sind dagegen thematische<br />
Kontexte bzw. Interaktionsgegenstände, bezüglich derer nicht die älteren Personen,<br />
sondern die Jugendlichen den Erfahrungsvorsprung haben. Besonders stark ungünstig<br />
sollten sich Kontexte auswirken, die Anforderungen stellen, in denen ältere Menschen<br />
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