Dissertation - Jacobs University
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Psychologische Forschung zu Generationenbeziehungen<br />
sowie um die Steigerung von Optimismus, Selbstwert, Gesundheit oder<br />
Lebenszufriedenheit (z. B. Kinnevy & Morrow-Howell, 1999). Auch hier werden<br />
häufig positive Ergebnisse berichtet, insbesondere dann, wenn die älteren Menschen<br />
den Mentorenstatus hatten und die Teilnahme an dem Programm freiwillig war.<br />
Vereinzelt werden (eher narrativ) negative Ergebnisse intergenerationeller Programme<br />
berichtet, und zwar für solche Programme, die auf eine Kombination von Altenpflege<br />
und Kinderbetreuung abzielen (z. B. Salari, 2002; Short-DeGraff & Diamond, 1996).<br />
Als Ursache dafür wird der Umstand betrachtet, dass die gemeinsamen Aktivitäten<br />
infantilisierend aus der Perspektive der älteren Personen waren oder die Aktivitäten<br />
überstimulierend waren und es gleichzeitig keine Rückzugsmöglichkeiten für die<br />
älteren Menschen gab. Zwei Studien beschäftigen sich auch mit kognitiven Effekten<br />
intergenerationeller Programme. Beide Studien sind allerdings methodisch schwach,<br />
so dass die Ergebnisse als exploratorisch verstanden werden müssen. In der Studie<br />
von Reinke, Holmes und Denney (1981) zeigte sich, dass Insassen einer<br />
Pflegeeinrichtung nach einer Phase regelmäßigen Besuchs von Studenten der ersten<br />
Semester eine verbesserte Gedächtnisleistung im Vergleich zu einer Gruppe von<br />
Insassen, die keinen Besuch erhielten, aufwiesen, und zwar insbesondere dann, wenn<br />
neben normaler Konversation auch „kognitiv stimulierende“ Spiele gespielt wurden.<br />
Der Effekt für logisches Denken und Wortschatz blieb aus, es zeigte sich aber ein<br />
Trend in diese Richtung. Newman et al. (1995) fanden, dass sich bei älteren Personen<br />
die Gedächtnisleistung für alltägliche Dinge und die Stimmung nach der Teilnahme<br />
an einem intergenerationellen Programm, in welchem sie in Schulen mit bei der<br />
Unterrichtsgestaltung halfen, im Vergleich zu einem Vortest verbesserte.<br />
Wichtig ist hier der Hinweis, dass förderliche Effekte nicht unbedingt<br />
spezifisch für die G1-G3-Interaktion sein müssen. Ähnliche Effekte zeichnen sich<br />
auch für Aktivitäten ab, die dem Menschen das Gefühl geben, gebraucht zu werden<br />
(Sinn) und etwas anzubieten zu haben (Expertise) und helfen zu können. So berichtet<br />
Müller (1993) ganz in diesem Sinne, dass ältere gerontopsychiatrische Patienten, die<br />
vom Pflegepersonal aufgefordert wurden, zu ethischen und weltanschaulichen Fragen<br />
Stellung zu nehmen, in der Lage waren, Stellung zu beziehen und danach in deutlich<br />
aufgehellter Stimmung waren. Neuere Studien untermauern ebenfalls die Annahme,<br />
dass sich herausfordernde Aktivitäten positiv auf die Ressourcenlage auswirken<br />
(Greenfield & Marks, 2004; Shmotkin, Blumstein, & Modan, 2003). Danach weisen<br />
ältere Personen, die sich freiwillig engagieren, ein höheres Ausmaß an positivem<br />
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