Dissertation - Jacobs University
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Psychologische Forschung zu Generationenbeziehungen<br />
Die zweite Studie von Mergler, Faust und Goldstein (1985) kann, obwohl von<br />
einer evolutionspsychologischen Perspektive her konzipiert, als aus der Sicht der<br />
jungen Menschen komplementärer Befund zur Studie von Adams et al. bezeichnet<br />
werden. College-Studenten wurden auf Tonband aufgenommene Geschichten<br />
vorgespielt, die entweder von einer jungen, einer „mittelalten“ oder einer alten Person<br />
vorgelesen wurden. Bei den Geschichten handelte es sich in einer Bedingung um<br />
einen narrativen Text, in der anderen Bedingung um einen rein deskriptiven Text. Wie<br />
erwartet, zeigten die jungen Teilnehmerinnen die beste Gedächtnisleistung in der<br />
Bedingung, in der eine ältere Person einen narrativen Text vorlas. Die Autoren sehen<br />
darin einen Hinweis für eine „preparedness“ älterer Menschen zur mündlichen<br />
Weitergabe von Erfahrungswissen (siehe Mergler & Goldstein, 1983). Man könnte<br />
auch sagen, das Interesse oder die Motivlage auf Seiten der Jüngeren, einer älteren<br />
Person zuzuhören, wenn sie Geschichten erzählt, ist höher und in Folge dessen auch<br />
die Behaltensleistung.<br />
Vor dem Hintergrund der Interpretation lassen sich die beiden Studien in den<br />
in Kapitel 2.2.2 beschriebenen sozial-kognitiven Ansatz einordnen. Darin wird davon<br />
ausgegangen, dass die kognitive Aktivität maßgeblich von überdauernden und<br />
aktuellen Motiven bzw. Zielen der Personen abhängig ist (Fiske & Neuberg, 1990);<br />
unter der Bedingung der Ressourcenknappheit werden kognitive Ressourcen selektiv<br />
in solchen Situationen eingesetzt, die für das Individuum von hoher Wichtigkeit sind<br />
(Hess, 1999).<br />
Zusammenfassung und Bezug zur vorliegenden Studie. Die vorgestellten Studien<br />
liefern Hinweise darauf, dass unter bestimmten Bedingungen die G1-G3-Interaktion<br />
von hoher Wichtigkeit sowohl für ältere als auch für junge Menschen ist. Dies scheint<br />
in solchen Situationen der Fall zu sein, in denen sich der Interaktionsgegenstand auf<br />
Lebenswissen und –erfahrungen älterer Menschen bezieht. Im Einklang mit sozialkognitiven<br />
Theorien kognitiver Leistungsfähigkeit scheinen solche Situationen mit<br />
der Aktivierung geistiger Ressourcen bei jüngeren wie auch bei älteren Menschen<br />
verbunden zu sein.<br />
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