Dissertation - Jacobs University
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Generationenbeziehungen im Kontext von Entwicklungsaufgaben und Altersstereotypen<br />
4.2.3 Modelle intergenerationeller Kommunikation<br />
Altersstereotype bilden auch den zentralen Ansatzpunkt für Modelle, die den Kontakt<br />
zwischen jungen und älteren Menschen unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation<br />
betrachten. Diese Modelle wurden im Kontext von Pflege und medizinischer<br />
Versorgung älterer Menschen entwickelt und betrachten den älteren Menschen als<br />
Adressaten sprachlich-kommunikativen Verhaltens junger Menschen. „Alter“ wird<br />
dabei als Auslöser von negativer bzw. positiver Altersstereotypisierungen betrachtet,<br />
welche mit bestimmten Konsequenzen für die intergenerationelle Kommunikation<br />
und infolge dessen mit bestimmten Konsequenzen für psychisches und physisches<br />
Funktionieren älterer Menschen verbunden ist. Für die vorliegende Studie waren die<br />
Modelle insbesondere auch deshalb von Bedeutung, weil sie davon ausgehen, dass die<br />
Effekte generationenübergreifender Interaktion nicht zwangsläufig positiv oder<br />
negativ sind, sondern vielmehr von dem abhängig sind, was die Interaktionspartner<br />
mit in die Situation einbringen und in welchem situativen Kontext die Interaktion<br />
stattfindet (vgl. Williams & Nussbaum, 2001).<br />
Im stereotypen-sensitiven Modell der intergenerationellen Kommunikation<br />
von Hummert (1994) wird spezifiziert, unter welchen personalen und situativen<br />
Bedingungen es zu negativen oder positiven Altersstereotypisierungen auf der Seite<br />
junger Menschen kommt. Gemäß dieses Modells sollen Merkmale 1) des älteren<br />
Menschen, 2) seines Interaktionspartners und 3) des Situationskontextes der<br />
Interaktion ausschlaggebend für die Valenz des aktivierten Stereotyps sein. Auf<br />
Seiten des älteren Interaktionspartners sind äußerlich sichtbare Merkmale, vor allem<br />
physiognomische Charakteristiken, der beobachtbare gesundheitliche Status sowie das<br />
äußere Erscheinungsbild ausschlaggebend dafür, welches Stereotyp aktiviert wird. So<br />
soll bspw. bei Wahrnehmung der älteren Person als „junge(r) Alte(r)“, bei gesundem<br />
Aussehen und gepflegtem Erscheinungsbild ein positives Altersstereotyp aktiviert<br />
werden. Nach dem Modell wirken auf Seiten des jüngeren Interaktionspartners seine<br />
kognitive Komplexität und bisherigen Erfahrungen mit älteren Menschen. So soll<br />
bspw. bei hoher kognitiver Komplexität sowie bei früheren positiven Erfahrungen mit<br />
älteren Menschen ein positives Altersstereotyp aktiviert werden. Schließlich kommen<br />
nach dem Modell aber auch Kontexteigenschaften auf den Stereotypisierungsprozess<br />
zum Tragen (z. B. Pflegeeinrichtung vs. Tennisplatz). Als Konsequenz der aktivierten<br />
Stereotype werden Merkmale des sprachlich-kommunikativen Verhaltens betrachtet:<br />
Im Falle eines aktivierten negativen Stereotypes kommt es zu überangepasster<br />
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