11.03.2014 Aufrufe

Dissertation - Jacobs University

Dissertation - Jacobs University

Dissertation - Jacobs University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Diskussion und Ausblick<br />

negative Altersstereotype sollten dagegen den Effekt in die entgegengesetzte Richtung<br />

verstärken und sogar ungünstige soziale Vergleiche mit der Jugendlichen auslösen.<br />

Letztere Annahme lässt sich aus der empirischen Forschung zur Stereotypenforschung<br />

ableiten. Danach führt das bewusste wie unbewusste Priming älterer Menschen mit<br />

einem „Weisheitsstereotyp“ zu Leistungssteigerungen im Bereich kognitiver<br />

Fähigkeiten, hingegen ein Priming mit einem „Senilitätsstereotyp“ zu einer Abnahme<br />

kognitiver Leistungsfähigkeit (z. B. Hess et al., 2003; Levy, 1996).<br />

Wie kann erklärt werden, dass der beschriebene Effekt für den Bereich<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeit und Wortflüssigkeit, nicht aber für logisches Denken<br />

gefunden wurde? Bisherige Studien liefern n. m. E. keine Hinweise auf differentielle<br />

Effekte des Einflusses sozial-motivationaler Faktoren in Abhängigkeit der<br />

spezifischen Facette kognitiver Leistungsfähigkeit. Studien, die die Abhängigkeit<br />

kognitiver Leistungsfähigkeit von sozial-motivationalen Kontextfaktoren untersuchen,<br />

verwenden ausschließlich Aufgaben zur sozialen Informationsverarbeitung und<br />

Gedächtnistest. Deshalb kann an dieser Stelle über mögliche Ursachen nur spekuliert<br />

werden. Zunächst einmal muss man sich klarmachen, dass Leistungssteigerungen in<br />

allen drei Bereichen kognitiver Performanz sowohl durch erhöhte Motivation als auch<br />

durch optimierte Strategien (d. h. durch pragmatisches Wissen) hervorgerufen werden<br />

können. Anzunehmen ist, dass Leistungssteigerungen im logischen Denkvermögen im<br />

wesentlichen optimierte Strategien erfordern, da hier ein hohes Ausmaß an<br />

koordinativer Verarbeitung notwendig ist (gleichzeitige Speicherung und<br />

Verarbeitung von Informationen) (Mayr & Kliegl, 1993). Die Bereiche<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeit und Wortflüssigkeit sollten dagegen in stärkerem<br />

Maße durch erhöhte Motivation steigerbar sein. Vor diesem Hintergrund erscheint es<br />

dann plausibel, dass sich der Effekt der experimentellen Manipulation nur im Bereich<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeit und Wortflüssigkeit zeigt, da in der experimentellen<br />

Situation keine Strategien erworben werden, sondern es vielmehr zu einer<br />

Motivationssteigerung kommt. Alternativ dazu könnte es auch sein, dass der Test<br />

Buchstabenfolgen stärker negative Altersstereotype aktiviert als die beiden anderen<br />

Tests, da der Teilnehmerin hier der Leistungscharakter der Aufgabe stärker bewusst<br />

ist. Dadurch könnte der Interventionseffekt hier möglicherweise unterdrückt worden<br />

sein.<br />

Der Befund, dass die älteren Teilnehmerinnen in der Bedingung, in der sie mit<br />

einer jugendlichen Teilnehmerin die Aufgabe „Lebensproblem“ bearbeiteten, genauso<br />

153

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!