Dissertation - Jacobs University
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Theoretische Grundlagen der Studie<br />
2 Theoretische Grundlagen der Studie<br />
2.1 Metatheoretische Einbettung der Studie<br />
Wenn in der vorliegenden Arbeit die skizzierten Forschungsdefizite aufgegriffen<br />
werden und die Interaktion zwischen alten und jugendlichen Personen unter dem<br />
Gesichtspunkt einer potentiellen Entwicklungsressource betrachtet wird, so geschieht<br />
dies vor dem Hintergrund bestimmter metatheoretischer Annahmen der<br />
Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (siehe P. B. Baltes, 1987; P. B. Baltes,<br />
Lindenberger, & Staudinger, 1998; P. B. Baltes, Reese, & Lipsitt, 1980). Daher wird<br />
zunächst eine kurze Einführung in die für die vorliegende Studie zentralen<br />
theoretischen Annahmen der Lebensspannenpsychologie gegeben. Bei der<br />
Darstellung kommt den Prinzipien des Lebensspannenkontextualismus und der<br />
Plastizität ein besonderer Stellenwert zu.<br />
Zentrale Konzepte der Lebensspannenpsychologie. Die Lebensspannenpsychologie<br />
versteht Entwicklung als Produkt eines komplexen Systems von Biologie, Kultur und<br />
der sich entwickelnden Person (P. B. Baltes et al., 1980; Lerner & Busch-Rossnagel,<br />
1981). Die biologischen und kulturellen Einflüsse lassen sich danach organisieren, ob<br />
sie interindividuell einen starken Zusammenhang mit dem chronologischen Alter<br />
aufweisen (sog. altersgebundene Einflüsse, wie z. B. abnehmende<br />
Gedächtnisfunktion), ob sie an bestimmte historische Zeiträume gebunden sind (sog.<br />
kulturwandelgebundene Einflüsse) oder idiosynkratische Ereignisse für die Individuen<br />
(sog. nicht-normativ Einflüsse) darstellen (P. B. Baltes et al., 1980). Nach Auffassung<br />
der Lebensspannenpsychologie sind dabei alle biologischen, kulturellen und<br />
psychologischen Einflussgrößen permanenten Veränderungen unterworfen und<br />
können nur in Relation zu den anderen Einflussgrößen betrachtet werden (P. B. Baltes<br />
et al., 1980; Staudinger & Greve, 1999). Aus dieser Annahme ergibt sich dann auch<br />
die Definition von Entwicklung als dynamische Interaktion zwischen internen (d. h.<br />
biologischen und psychologischen) Kontexten und externen (d. h. physikalischen und<br />
sozio-kulturellen) Entwicklungskontexten. Mit dieser Entwicklungsdefinition<br />
unmittelbar verbunden ist auch die Annahme, dass Entwicklung das ganze Leben lang<br />
durch Plastizität, d. h. durch ein Potential für Veränderung zu jedem Zeitpunkt der<br />
Ontogenese, gekennzeichnet ist (P. B. Baltes, 1987; Staudinger, Marsiske, & Baltes,<br />
1995). Veränderung kann dabei sowohl Abbau und Wiederherstellung wie auch<br />
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