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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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E<strong>in</strong> Deutscher Meister im Zwölfkampf<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 28. Januar 2010 Nr. 170<br />

Als „Gründungsort“ des Turnens wird oft der von Friedrich Ludwig Jahn errichtete<br />

Turnplatz <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Hasenheide benannt. Man kann aber auch <strong>Jena</strong> zu e<strong>in</strong>em der<br />

wichtigen Ausgangsorte des Turnens zählen. Aufenthalte von Friedrich Ludwig Jahn <strong>in</strong><br />

<strong>Jena</strong> s<strong>in</strong>d spätestens seit 1801 nachgewiesen, wo er als Privatgelehrter an der Universität<br />

sprach- <strong>und</strong> geschichtswissenschaftliche Studien für se<strong>in</strong> Buch „Deutsches Volkstum“<br />

(1805 erschienen) betrieb. Bei der Gründung der Urbuschenschaft 1815 <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> soll er<br />

se<strong>in</strong>e Hände im Spiel gehabt haben, zum<strong>in</strong>dest die Turnordnung der Burschenschaft<br />

geht auf ihn zurück. 1816 erhielt Friedrich Ludwig Jahn sogar die Ehrendoktorwürde<br />

der <strong>Jena</strong>er Universität für se<strong>in</strong>e patriotischen <strong>und</strong> sprachwissenschaftlichen Verdienste.<br />

Zwischen 1858 <strong>und</strong> 1900 entstanden <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> fast zehn Turnvere<strong>in</strong>e, wenn man die<br />

akademischen Turnerschaften mitrechnet. Neben den <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>en 1. SV <strong>Jena</strong> <strong>und</strong> VFB<br />

<strong>Jena</strong> waren die Turnvere<strong>in</strong>e bis 1945 die größten Vere<strong>in</strong>e der Stadt. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg gründeten sie sich zum Teil unter neuem Namen wieder, wurden aber 1949<br />

per Dekret <strong>in</strong> Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaften umgewandelt. Dazu gehörte auch die<br />

<strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaft Schott, die neben Zeiss schon 1947 über e<strong>in</strong>e Turnabteilung verfügte.<br />

Hier turnte auch Gerhard Braune, der schon vor 1945 als Schüler e<strong>in</strong> erfolgreicher Turner<br />

war <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em der rührigsten Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>förderer bei Schott, Paul Duphorn,<br />

aktiv unterstützt wurde. Wer Braunes erste Übungsleiter waren, ist noch nicht ermittelt<br />

worden, aber Namen wie Herbert Menzel <strong>und</strong> Max Kirsten spielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Seit 1949 turnte Gerhard Braune <strong>in</strong> der Stadtmannschaft bei verschiedenen Vergleichs-<br />

<strong>und</strong> Schauwettkämpfen. Dass er 1951 als Glasbläser bei Schott e<strong>in</strong>gestellt wurde,<br />

ist sicher Paul Duphorn zu verdanken. Dieser Arbeitsstellenwechsel war u. a. damit<br />

verb<strong>und</strong>en, dass er für se<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g oder Wettkampffahrten auch mal e<strong>in</strong>e Freistellung<br />

von der Arbeit erhielt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bessere Lebensmittelkarte bekam. Ab 1952 begann<br />

se<strong>in</strong> steiler Aufstieg als erfolgreichster Leistungsturner <strong><strong>Jena</strong>s</strong> mit zwei Silbermedaillen<br />

(Barren <strong>und</strong> Bodenturnen) bei DDR-Meisterschaften. Bis 1957 stand er jedes Jahr bei<br />

DDR-Meisterschaften auf dem Treppchen. Se<strong>in</strong> bestes Jahr war 1954, als er gleich<br />

drei Deutsche Meistertitel am Reck, im Pferdsprung <strong>und</strong> vor allem im Zwölfkampf, der<br />

Königsdiszipl<strong>in</strong> des Turnens, errang. Es gab <strong>in</strong> der Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>geschichte <strong><strong>Jena</strong>s</strong><br />

nur e<strong>in</strong>en „Jenenser“, der für <strong>Jena</strong> startend Deutscher Meister im Zwölfkampf wurde.<br />

Lothar Heil <strong>und</strong> Fritz Böhm, die ebenfalls für <strong>Jena</strong> turnend Meister wurden, waren ke<strong>in</strong>e<br />

gebürtigen Jenenser. Vielleicht waren die Erfolge von Braune <strong>und</strong> Heil ausschlaggebend,<br />

dass bei der Gründung des <strong>Sport</strong>clubs (SC) Motor <strong>Jena</strong> 1954 e<strong>in</strong>e Turnabteilung mit<br />

angegliedert wurde. In dieser wurden im Laufe der Jahre 1954 – 60 viele Spitzenturner<br />

aus den Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaften der DDR zusammengezogen. Gerhard Braune<br />

war <strong>in</strong> dieser Gruppe der Beste <strong>und</strong> so etwas wie der „Vorturner“. Als erster Turner <strong>in</strong><br />

Deutschland turnte er das schwierige Element der Riesenfelge-Ellgriffs, wofür er vom<br />

DDR-Turnpräsidenten e<strong>in</strong>en extra ausgelobten Fotoapparat erhielt. Er gehörte bis Ende<br />

der 1950er Jahre zur DDR-Nationalmannschaft <strong>und</strong> kam u. a. bei e<strong>in</strong>em Länderkampf<br />

<strong>in</strong> Bulgarien <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Länderkampf gegen Ch<strong>in</strong>a, der <strong>in</strong> Greiz ausgetragen wurde,<br />

zum E<strong>in</strong>satz. 1960 beendete er se<strong>in</strong>e Laufbahn als Leistungsturner, blieb aber bis zu<br />

se<strong>in</strong>em plötzlichen Tode 1991 dem <strong>Sport</strong> bei der BSG Motor Schott eng verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

war bei vielen Betriebssportfesten <strong>in</strong> den verschiedensten <strong>Sport</strong>arten aktiv.<br />

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