Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Es war als Orientierungslauf geplant<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 8. Oktober 2009 Nr. 154<br />
Die ersten Versuche zur Entwicklung e<strong>in</strong>er Laufveranstaltung, die über den gesamten<br />
Rennsteig führen sollte, begannen im Sommer 1971. Damals als Orientierungslauf<br />
geplant, waren Oberschüler aus Weimar, Studenten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Assistent der<br />
<strong>Sport</strong>wissenschaft aus <strong>Jena</strong> die Hauptakteure. Bis dann 1973 vier Uniangehörige zum<br />
ersten Rennsteiglauf über knapp 100km starteten, gab es mehrere Versionen von<br />
Orientierungs-Etappenläufen <strong>und</strong> Langstreckenwanderungen, die aber alle auf Gr<strong>und</strong><br />
der sehr aufwändigen Organisation zeigten, dass dies nicht zum Erfolg führen würde.<br />
Die e<strong>in</strong>fachere Organisation bot e<strong>in</strong> Langstrecken-Ausdauerlauf. Allerd<strong>in</strong>gs sollten<br />
anfangs alle Teilnehmer die gesamte Strecke zusammen laufen. Durch regelmäßige<br />
Zeitungsberichte wurde dieses Projekt <strong>in</strong> der DDR-Laufszene bekannt. Für den 2.<br />
GutsMuths-Rennsteiglauf, der für den Mai 1974 geplant war, hatten sich Interessenten<br />
aus Leipzig <strong>und</strong> Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) angemeldet. Die Orientierungsläufer der<br />
Hochschulsportgeme<strong>in</strong>schaft (HSG Uni <strong>Jena</strong>) traten als Organisatoren auf <strong>und</strong> Prof.<br />
Dr. Willi Schröder, der Vorsitzende der Universitätssportkommission, übernahm die<br />
Schirmherrschaft. Se<strong>in</strong> Sekretär, Hans-Georg Kremer, war schon seit 1971 der Initiator<br />
des Unternehmens. 12 Läufer g<strong>in</strong>gen am Heuberghaus auf dem Rennsteig an den<br />
Start. Vorher hatte Prof. Schröder im Schulhof der Salzmannschule <strong>in</strong> Schnepfenthal<br />
e<strong>in</strong>en Ehrenstart vollzogen. Der Lauf war nämlich e<strong>in</strong>e Rahmenveranstaltung der<br />
„GutsMuths-Gedenkspiele“. Dies war der zentrale vormilitärische Wettkampf aller<br />
Oberschulen des damaligen Bezirkes Erfurt, wo Schröder als Schirmherr fungierte.<br />
Acht Läufer, darunter vier „Fremde“ erreichten nach 82 Kilometern das Ziel <strong>in</strong><br />
Neuhaus. Die Presse berichtete wohlwollend <strong>und</strong> alle wollten im kommenden Jahr<br />
noch weitere Starter mitbr<strong>in</strong>gen. Noch im Mai wurde von Kremer e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Konzeption an Prof. Schröder übergeben, die für 1975 e<strong>in</strong>en offenen <strong>in</strong>ternationalen<br />
Wettkampf über 100km vorsah. Gr<strong>und</strong>lage dafür war, dass mit e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />
Orientierungsläufer Herbert Weiß von Weimar, der jetzt <strong>in</strong> Heidersbach bei Suhl<br />
lebte, e<strong>in</strong> technischer Leiter für die Streckenorganisation gewonnen wurde. Prof.<br />
Willi Schröder schrieb daraufh<strong>in</strong> mehrere Briefe an den DTSB-(Deutscher Turn- <strong>und</strong><br />
<strong>Sport</strong>b<strong>und</strong>) Vizepräsidenten Johannes Rech <strong>und</strong> den Staatssekretär für Körperkultur<br />
<strong>und</strong> <strong>Sport</strong>, Prof. Dr. Günter Erbach, <strong>und</strong> schlug vor, dass der DTSB e<strong>in</strong>en solchen<br />
Lauf 1975 <strong>in</strong> die GutsMuths-Gedenkspiele e<strong>in</strong>beziehen sollte, den die HSG Uni <strong>Jena</strong><br />
organisieren würde. Der DTSB Vizepräsident verwies am 10. Juni 1974 darauf, dass er<br />
nicht zuständig sei <strong>und</strong> den Brief zur Prüfung weiterzugeben habe. Der Staatssekretär<br />
Prof. Erbach schrieb an Schröder <strong>und</strong> Kremer, dass er die „Leistungsanforderungen“<br />
für e<strong>in</strong>en Volkssportlauf für weit überschritten hielte <strong>und</strong> nicht dafür sei. Anfang Juli<br />
schrieb dann der für den Volkssport zuständige Vizepräsident des DTSB, Werner Berg,<br />
dass man e<strong>in</strong>en solchen Lauf langfristig vorbereiten könne, zu den Streckenlängen aber<br />
noch Überlegungen notwendig seien. Diese nichte<strong>in</strong>deutige Zu- bzw. Absage nutzten<br />
die <strong>Jena</strong>er <strong>und</strong> änderten die Konzeption. Sie firmierten den Lauf um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e 100km-<br />
Leistungswanderung im Rahmen des Studentensports. 100km-Leistungswanderungen<br />
besaßen <strong>in</strong> der damaligen DDR-<strong>Sport</strong>landschaft seit Anfang der 1970er Jahre e<strong>in</strong>en<br />
offiziellen Status <strong>und</strong> waren <strong>in</strong> der Klassifizierungsordnung Wandern fest verankert.<br />
Mit diesem Trick gelang es, bis Anfang 1975 die Organisation im „ruhigem Wasser“<br />
145