Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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1000 Karpfen bei der Tombola<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 24. Dezember 2009 Nr. 165<br />
Anfang der 1970er Jahre wurden bei der <strong>Jena</strong>er Hochschulsportgeme<strong>in</strong>schaft (heute<br />
USV) wichtige Impulse für die Laufbewegung der damaligen DDR ausgelöst. Die<br />
Gründung des GutsMuths-Rennsteiglaufs 1973 <strong>und</strong> zwei Jahre später e<strong>in</strong>er Laufgruppe,<br />
die sich speziell auf die Teilnahme am Rennsteiglauf vorbereitete, veränderte die<br />
Laufszene gr<strong>und</strong>sätzlich. Der Ausdauerlauf gehörte bis dah<strong>in</strong> zur Kommission<br />
Straßenlauf des Deutschen Verbandes für Leichtathletik (DVfL) der DDR, <strong>und</strong> alle<br />
Wettkämpfe wurden hier e<strong>in</strong>geordnet. Die <strong>Jena</strong>er Rennsteigläufer waren aber von Haus<br />
aus Orientierungsläufer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Anfrage von ihnen beim DVfL, ob er den Rennsteiglauf<br />
übernehmen wolle, wurde nicht mal beantwortet. Deshalb organisierten sich die<br />
Ostthür<strong>in</strong>ger Ausdauerläufer im damaligen Bezirk Gera außerhalb der Leichtathletik-<br />
Verbandsstrukturen <strong>in</strong> „Meilenkomitees“, was DDR-weit Schule machte. Die <strong>Jena</strong>er<br />
Laufgruppe unterstützte 1976 die Gründung e<strong>in</strong>er Laufgruppe bei Chemie Schwarza,<br />
aus der später der Schwarzatallaufvere<strong>in</strong> e. V. wurde <strong>und</strong> 1977 die Gründung e<strong>in</strong>er<br />
Laufgruppe bei der <strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaft Wismut Gera (heute 1. SV Gera). Der Geraer<br />
Silvesterlauf lehnte sich bis dah<strong>in</strong> an die „Stadion-Leichtathletik“ an. Die Strecke war<br />
genau vermessen, die Zeiten wurden mit der Hand gestoppt, <strong>und</strong> die Teilnehmerzahl<br />
konnte man anfangs an zwei Händen abzählen. Die Mitglieder der neuen Wismut-<br />
Laufgruppe wollten beim Silvesterlauf gerne mit starten. Ihnen war aber die bisherige<br />
Strecke zu kurz. Der Technische Leiter des Silvesterlaufs, Werner Scheffler, ließ sich<br />
überreden, e<strong>in</strong>e Zusatzstrecke von 10km anzubieten, die aus sechs R<strong>und</strong>en a 1.665m<br />
bestand. 82 Teilnehmer, davon über 20 von der Wismut-Laufgruppe, g<strong>in</strong>gen an den<br />
Start, was den Erfolg der Idee e<strong>in</strong>er Streckenverlängerung bestätigte. Im Jahr darauf<br />
waren die Ausdauerläufer schon selber an der Organisation aktiv beteiligt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Strecke führte erstmals <strong>in</strong> den Geraer Stadtwald. Ab 1978 s<strong>in</strong>d zwei anspruchsvolle<br />
Traditionsstrecken über 12 <strong>und</strong> 25 km im Programm. Die Teilnehmerzahlen stiegen<br />
von Jahr zu Jahr <strong>und</strong> Mitte der 1980er Jahre konnte der damalige Hauptübungsleiter<br />
der über 100köpfigen Laufgruppe, Dr. Hans-Georg Kremer, der Gesamtleiter des<br />
Silvesterlaufs geworden war, auf fast 2000 Teilnehmer verweisen. Damit war der<br />
Geraer Silvesterlauf nach dem Rennsteiglauf die größte Laufveranstaltung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen.<br />
Das DDR-Fernsehen berichtete mehrfach über diesen Lauf. Schöne Traditionen, die<br />
zum Teil heute noch existieren, wurden damals entwickelt. Dazu gehörten die Nutzung<br />
der Panndorfhalle <strong>und</strong> des heutigen Hofwiesenbades. Besonderer Clou war die große<br />
Tombola, bei der es zu „DDR-Zeiten“ allerd<strong>in</strong>gs „nur“ Karpfen gab, davon aber sogar<br />
e<strong>in</strong>mal fast 1000 Stück. E<strong>in</strong>schneidende Änderungen brachte das „Wendejahr“ 1989<br />
für den Silvesterlauf. Das Organisationsteam hatte nach dem Mauerfall kurzfristig<br />
beschlossen, Läufer aus der Partnerstadt Nürnberg zum kostenlosen Start nach Gera<br />
e<strong>in</strong>zuladen. Unter den 526 Startern auf den Traditionsstrecken <strong>und</strong> 121 Wanderern waren<br />
48 „Franken“, die der E<strong>in</strong>ladung Folge leisteten. Sie brachten von e<strong>in</strong>igen Sponsoren<br />
sogar Geschenke für die Tombola mit. Im Gegenbesuch starteten dann Geraer Läufer zu<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Lauf <strong>in</strong> Helmbrechts. Die Verb<strong>in</strong>dung brach aber bald ab, da schon 1990<br />
das Geraer Organisationsteam vor großen Problemen stand. Die DDR-<strong>Sport</strong>strukturen<br />
hatten sich völlig aufgelöst, viele wichtige Helfer machten umfangreiche berufliche<br />
Veränderungen durch, <strong>und</strong> vor allem das traditionelle Läuferfeld aus den Bezirken<br />
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