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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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FW 44 Stieglitz für die Uni<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 29. September 2008 Nr. 110<br />

Karl Geisbe ist der e<strong>in</strong>zige noch lebende Mitarbeiter des heutigen Instituts für<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft aus der Vorkriegszeit. 1911 <strong>in</strong> Soest geboren, war der gelernte<br />

Autoschlosser ab 1936 als Fluglehrer beim Hochschul<strong>in</strong>stitut für Leibesübungen an<br />

der Universität <strong>in</strong> Münster tätig. Im Rahmen der Aufrüstung <strong>und</strong> Kriegsvorbereitung<br />

im Dritten Reich mussten alle <strong>Sport</strong>studenten e<strong>in</strong>e Segelflugausbildung absolvieren.<br />

Damit sollten sie <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, später als Lehrer ihre Schüler für den<br />

Flugsport <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkt für e<strong>in</strong>e Pilotenlaufbahn bei der Luftwaffe zu begeistern. Nach<br />

Kriegsbeg<strong>in</strong>n im September 1939 wurde Geisbe geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>em Chef Franz<br />

Henn<strong>in</strong>g an die <strong>Jena</strong>er Universität überstellt, die zu den fünf Kriegsuniversitäten<br />

gehörte, an denen der Lehrbetrieb aufrechterhalten worden war. Mit Henn<strong>in</strong>g war er<br />

am Aufbau des Universitätsflugplatzes <strong>in</strong> Schöngle<strong>in</strong>a beteiligt, musste aber als guter<br />

Segelfluglehrer bald zu e<strong>in</strong>er Spezialausbildungse<strong>in</strong>heit der Luftwaffe. Hier gehörte<br />

er zu den Fluglehrern, die Piloten für den E<strong>in</strong>satz der Me 321, dem größten damals<br />

serienmäßig gefertigten Lastenflieger der Welt, ausbildeten. Die Me 321 hatte e<strong>in</strong>e<br />

Flügelspanne von fast 100m, konnte durch e<strong>in</strong>e Bugladeklappe e<strong>in</strong>en ganzen LKW mit<br />

Mannschaft <strong>und</strong> Ausrüstung aufnehmen <strong>und</strong> war für die Invasion auf England entwickelt<br />

worden. Hier kam sie jedoch nicht zum E<strong>in</strong>satz, da die Invasion nicht stattfand. Später<br />

wurde das Flugzeug im sogenannten Russlandfeldzug e<strong>in</strong>gesetzt, um e<strong>in</strong>gekesselte<br />

Truppen zu versorgen. Mit sechs Motoren aufgerüstet gab es dann noch E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong><br />

Afrika. Im November 1943 wurde Karl Geisbe vom Wehrmachtsdienst freigestellt, um<br />

für Prof. Dr. He<strong>in</strong>rich Siedentopf von der <strong>Jena</strong>er Universität als Pilot <strong>in</strong> Schöngle<strong>in</strong>a<br />

tätig zu werden. Ende 1944 / Anfang 1945 erhielt er von Siedentopf, der fest an den<br />

Endsieg glaubte <strong>und</strong> vor allem für Zeiss zu Fragen der Nutzung von Objektiven für die<br />

Luftaufklärung forschte, den Auftrag e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>dkanal zu bauen, was aber auf Gr<strong>und</strong><br />

des Vormarsches der Amerikaner nicht mehr zur Ausführung kam. Der Flugplatz <strong>und</strong> alle<br />

Flugzeuge gehörten zum Hochschul<strong>in</strong>stitut für Leibesübungen, dem heutigen Institut<br />

für <strong>Sport</strong>wissenschaft. Alle zwölf Segelflugzeuge, darunter e<strong>in</strong> Hochleistungssegler<br />

vom Typ Condor III, verbrannten ebenso wie e<strong>in</strong>ige Motorflugzeuge (darunter die<br />

aus Gotha stammende zweimotorige GO 80 von Siedentopf) als die Amerikaner sich<br />

Schöngle<strong>in</strong>a näherten bei e<strong>in</strong>em Schusswechsel. Die Amerikaner zogen weiter <strong>in</strong><br />

Richtung Hermsdorf. Wenige Tage später floh Geisbe mit se<strong>in</strong>er Frau auf Fahrrädern<br />

zurück nach Soest <strong>in</strong> Westfalen, wo er noch heute lebt. Erst mit 90 Jahren war er noch<br />

e<strong>in</strong>mal nach Schöngle<strong>in</strong>a gekommen <strong>und</strong> zwar als Segelflieger.<br />

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