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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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E<strong>in</strong> wahrhaft f<strong>in</strong>steres Kapitel<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 12. August 2009 Nr. 147<br />

Wie im Beitrag Nr. 146 berichtet, wurde bei der Gründung des Instituts für<br />

Leibesübungen an der Uni <strong>Jena</strong> vor 75 Jahren das Mitglied der Nationalsozialistischen<br />

deutschen Arbeiterpartei (NSdAP) Hans Ebert, von der Landesregierung als erster<br />

Direktor e<strong>in</strong>gesetzt. Der bis dah<strong>in</strong> für den Universitätssport verantwortliche<br />

Universitäts-Oberturnlehrer Herrmann Eitel wurde ans Realgymnasium nach Weimar<br />

abgeschoben. E<strong>in</strong>e später von Ebert geäußerte Begründung für Eitels Abgang von<br />

der Uni war, dass Eitel für se<strong>in</strong>e Aufgabe zu alt gewesen wäre (48 Jahre). Ebert war<br />

zum damaligen Zeitpunkt mit 32 Jahren natürlich deutlich jünger. In Friedebach als<br />

Lehrerk<strong>in</strong>d geboren, ist er <strong>in</strong> Rudolstadt aufgewachsen. Nach dem Gymnasium begann<br />

se<strong>in</strong>e Karriere als „Vorzeige“-Nazi 1921 mit dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>s Reichsheer <strong>und</strong> 1923 mit<br />

se<strong>in</strong>er Entlassung als Fähnrich wegen der Beteiligung am Hitler-Putsch <strong>in</strong> München.<br />

Darauf begründet sich auch se<strong>in</strong>e Auszeichnung mit dem sogenannten Blutorden,<br />

mit dem Adolph Hitler später alle se<strong>in</strong>e Mitstreiter der ersten Jahre, die durch ihre<br />

nationalsozialistischen Aktivitäten <strong>in</strong> Schwierigkeiten geraten waren, ausgezeichnet<br />

hat. Ebert nahm 1924 e<strong>in</strong> Studium auf <strong>und</strong> beendete dies 1927 als staatlich geprüfter<br />

Turn-, <strong>Sport</strong>- <strong>und</strong> Schwimmlehrer an der Uni Berl<strong>in</strong>. Gleich nach dem Studium g<strong>in</strong>g<br />

er nach Rostock <strong>und</strong> wurde dort kurzzeitig Leiter des neu aufzubauenden Instituts für<br />

Leibesübungen. Bereits 1929 wechselte er mit der Aussicht auf e<strong>in</strong>e Beamtenstelle als<br />

Turnlehrer an e<strong>in</strong> Realgymnasium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wo er 1930 wegen se<strong>in</strong>es Engagements für<br />

die „Nazi-Bewegung“ entlassen wurde. 1930 erfolgte se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die NSdAP. Von<br />

1930 – 33 ist er beauftragter Dozent am Institut für Leibesübungen der Uni Breslau.<br />

1931 wurde er SS-Untersturmführer. An der Uni Breslau ist Ebert auch wieder als<br />

Nazi aktiv. So stellte er e<strong>in</strong>en Misstrauensantrag gegen den Leiter des Akademischen<br />

Wissenschaftlichen Arbeitskreises Prof. Riehser, der Jude war, worauf dieser von<br />

se<strong>in</strong>em Amt zurücktrat. Im September 1932 gründete Ebert den Nationalsozialistischen<br />

Vere<strong>in</strong> für Leibesübungen <strong>in</strong> Breslau <strong>und</strong> wurde im gleichen Jahr auf Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Nazi-Aktivitäten aus dem Staatsdienst entlassen. Er kam dann als Führer bei der SS<br />

unter <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g 1933 zum Landesarbeitsdienst nach Thür<strong>in</strong>gen. Noch aus der Ferne<br />

leitete Ebert nach eigenen Aussagen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Biografie, die „Entjudung“ des ältesten<br />

Breslauer Turnvere<strong>in</strong>s „Vorwärts“ <strong>und</strong> den Zusammenschluss mit „se<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong>“<br />

zum „Nationalsozialistischen Turnvere<strong>in</strong> Breslau“. Zwischen 1932 – 34 nahm er<br />

an Ausbildungslehrgängen für NSdAP-Führungskader teil. Se<strong>in</strong>e Dienstzeit <strong>in</strong> <strong>Jena</strong><br />

währte nur bis Ende 1936, als er aus „persönlichen“ Gründen – gegen ihn liefen<br />

zwei Gerichtsverfahren – sang- <strong>und</strong> klanglos verschwand. Se<strong>in</strong>e Dienstzeit <strong>in</strong> <strong>Jena</strong><br />

zeichnete sich durch e<strong>in</strong>e Vielzahl von straff organisierten <strong>Sport</strong>aktivitäten aus. Für<br />

die <strong>Sport</strong>studenten befahl er drei Mal die Woche früh um 6.00 Uhr e<strong>in</strong>em Waldlauf<br />

<strong>in</strong> der Oberaue <strong>und</strong> häufig Kletterpartien: „Studentenrutsche“ <strong>in</strong> den Kernbergen<br />

hoch <strong>und</strong> runter. Wissenschaftliche Arbeiten von ihm s<strong>in</strong>d nicht bekannt. Nachdem<br />

er wegen e<strong>in</strong>es Zollvergehens (Schmuggel von Skihosen) <strong>und</strong> der Belästigung e<strong>in</strong>er<br />

Assistent<strong>in</strong> von der Polizei vorgeladen werden sollte, g<strong>in</strong>g er als Turnrat nach Breslau,<br />

wo er genügend alte Kameraden hatte, die ihn förderten. Se<strong>in</strong>e Spuren verlieren sich<br />

1945 als Hauptsturmführer der SS-Panzer-Grenadier Division „Götz von Berlich<strong>in</strong>gen“.<br />

Als se<strong>in</strong> Nachfolger bestellte der Gauleiter Thür<strong>in</strong>gens, Fritz Sauckel, 1937 Dr. Karl<br />

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