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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Auf dem Postweg von <strong>Jena</strong> nach Biel<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung vom 11. November 2010 Nr. 211<br />

Nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung vor 20. Jahren gerieten viele Laufveranstaltungen<br />

der ehemaligen DDR <strong>in</strong> größere wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es gab zwei<br />

Hauptgründe dafür: 1. Die Teilnehmerzahlen g<strong>in</strong>gen gravierend zurück; 2. bisherige<br />

Organisationsstrukturen, meist <strong>in</strong> Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaften, die bisher f<strong>in</strong>anziell<br />

durch VEB Großbetriebe oder andere Träger unterstützt wurden, mussten sich als<br />

Vere<strong>in</strong>e neu organisieren. Der <strong>Jena</strong>er Kernberglauf verlor von 1989 bis 1991 mehr als<br />

die Hälfte se<strong>in</strong>er Teilnehmer, ebenso der GutsMuths-Rennsteiglauf. In beiden Fällen<br />

sicherten die vielen ehrenamtlichen Helfer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Handvoll, ebenfalls ehrenamtlich<br />

tätiger Hauptorganisatoren das Überleben der Veranstaltungen. Bei beiden Läufen<br />

wurden z. B. kürzere Strecken <strong>in</strong>s Programm aufgenommen, um neue Zielgruppen zu<br />

erschließen. So wurde beim Rennsteiglauf bereits 1991 begonnen, den Halbmarathon<br />

von Oberhof nach Schmiedefeld zusätzlich mit aufzubauen. Inzwischen hat diese Strecke<br />

mit bis zu 7.000 Meldungen (2010) mehr Teilnehmer als die beiden Traditionstrecken<br />

von Eisenach (ca. 2.100 Meldungen) <strong>und</strong> von Neuhaus (ca. 3200 Meldungen)<br />

zusammen. Beim Rennsteiglauf kam h<strong>in</strong>zu, dass die Werbe- <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>gstrategie<br />

gr<strong>und</strong>legend verändert wurde. Im Organisationsbüro des Rennsteiglaufs wurden die<br />

Arbeitsfelder Öffentlichkeitsarbeit, Wissenschaft <strong>und</strong> Traditionspflege schon von<br />

Beg<strong>in</strong>n an von Vertretern der <strong>Jena</strong>er Universität bzw. der Hochschulsportgeme<strong>in</strong>schaft<br />

abgedeckt. Der erste Präsident des neu gegründeten GutsMuths-Rennsteiglauf<br />

Vere<strong>in</strong>s wurde durch den USV <strong>Jena</strong> gestellt. In <strong>Jena</strong> wurde die Idee des Europacups der<br />

Supermarathone entwickelt <strong>und</strong> die ersten Jahre aktiv begleitet. Der Rennsteiglauf war<br />

bis 1989 e<strong>in</strong>e Laufveranstaltung, die nur den <strong>Sport</strong>lern der DDR offen stand. Ausländer<br />

durften nur starten, wenn sie e<strong>in</strong>e Arbeitserlaubnis <strong>in</strong> der DDR hatten. Das bedeutete,<br />

dass „Ostdeutschlands“ größter Lauf <strong>in</strong>ternational kaum bekannt war. Da sich die<br />

Organisatoren des Rennsteiglaufs auch nach der Wende vom Leichtathletikverband<br />

weitestgehend ignoriert fühlten, fragten sie 1991 auch nicht nach, ob man e<strong>in</strong>e<br />

europäische Pokalveranstaltung aufbauen dürfe. Als ersten Partner dachten die<br />

Rennsteigläufer aus <strong>Jena</strong> an den traditionsreichsten Ultralangstreckenlauf <strong>in</strong> Europa,<br />

an die „100 km von Biel“ <strong>in</strong> der Schweiz. Diese Wahl kam nicht von ungefähr. Schon<br />

beim Aufbau des Rennsteiglaufs Anfang der 1970er Jahre hatten die Gründer aus <strong>Jena</strong><br />

über Publikationen, die <strong>in</strong> der Bibliothek des heutigen Instituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

zugängig waren, Kenntnis von dieser großen Laufveranstaltung. Über se<strong>in</strong>e Funktion <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Ausschuss der Internationalen Orientierungslauf Föderation hatte e<strong>in</strong> Assistent<br />

entsprechende Unterlagen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Adresse aus Biel besorgt. 1975 wurde der<br />

Rennsteiglauf öffentlich ausgeschrieben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Ausschreibung g<strong>in</strong>g auf dem Postwege<br />

von <strong>Jena</strong> nach Biel. Anfang März 1975, zwei Monate vor dem nach heutiger Zählung III.<br />

GutsMuths-Rennsteiglauf wurde dieser Assistent zu se<strong>in</strong>em Institutsdirektor bestellt,<br />

der ihm zu se<strong>in</strong>er Verw<strong>und</strong>erung eröffnete, dass die <strong>Jena</strong>er Laufgruppe nicht zum „100<br />

km-Lauf“ <strong>in</strong> die Schweiz fahren dürfe. Erst e<strong>in</strong>e Woche später konnte er diesen H<strong>in</strong>weis<br />

zuordnen, als er e<strong>in</strong>en sche<strong>in</strong>bar ungeöffneten Brief aus der Schweiz erhielt. In diesem<br />

bek<strong>und</strong>ete Walter Tschiedel von der „Schweizerischen Veteranen Vere<strong>in</strong>igung“ Interesse<br />

an der Teilnahme am Rennsteiglauf <strong>und</strong> lud gleichzeitig e<strong>in</strong>e Gruppe von Läufern aus<br />

<strong>Jena</strong> <strong>in</strong> die Schweiz zum 100km Lauf nach Biel e<strong>in</strong>. Da ganz offensichtlich die „Stasi“<br />

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