Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Wie der USV <strong>Jena</strong> e<strong>in</strong>st gegründet wurde<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 15. April 2009 Nr. 130 (doppelt vergeben)<br />
Am 13. April 1949 wurde <strong>in</strong> der Mensa am Philosophenweg die Hochschulsport-ge-<br />
me<strong>in</strong>schaft an der Uni <strong>Jena</strong> gegründet. Die Gründungsversammlung war hoch<br />
angeb<strong>und</strong>en. Sowohl vom Deutschen <strong>Sport</strong>ausschuss (DS) aus Berl<strong>in</strong>, vom Landessportausausschuss<br />
<strong>und</strong> vom Stadtausschuss waren Vertreter eigens gekommen, um<br />
dafür zu sorgen, dass die Veranstaltung nicht aus dem Ruder lief. Die von Berl<strong>in</strong> im<br />
Herbst 1948 ausgegebene Verordnung sollte umgesetzt werden, dass auch an den<br />
Universitäten nur noch Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaften BSG’n für den <strong>Sport</strong> zuständig<br />
seien. Während andere, wie z. B. Schott <strong>und</strong> Zeiss aus bereits bestehenden<br />
<strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaften (SG) ziemlich nahtlos gegründet worden waren, gab es bei<br />
der Uni bisher ke<strong>in</strong>e SG. Der <strong>Sport</strong> wurde vom <strong>Sport</strong>referat des Studentenrates <strong>in</strong><br />
studentischer Selbstverwaltung organisiert. Da aber im Studentenrat <strong>und</strong> hier vor<br />
allem im <strong>Sport</strong>referat aus Sicht der Staatspartei SED zu viele bürgerliche Kräfte den<br />
Kurs bestimmten, wurden die <strong>Sport</strong>referate schrittweise entmachtet.<br />
Im April 1948 hatte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Konferenz der <strong>Sport</strong>referenten der Sowjetischen<br />
Besatzungszone stattgef<strong>und</strong>en. Hermann Axen, damals führender FDJ-Vertreter, wurde<br />
von den <strong>Sport</strong>referenten angegriffen, da die FDJ nicht <strong>in</strong> der Lage war, den <strong>Sport</strong><br />
an den Hochschulen weiterzuentwickeln. Die <strong>Sport</strong>referenten betonten die Freiheit<br />
des Hochschulsports von jeder politischen E<strong>in</strong>flussnahme. Die <strong>Sport</strong>referenten aus<br />
Weimar, <strong>Jena</strong> <strong>und</strong> Halle wendeten sich offen gegen jede parteipolitische oder FDJ-<br />
Bevorm<strong>und</strong>ung. Axen bezeichnete die <strong>Sport</strong>referenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht mehrheitlich<br />
als Mitglieder der Liberal Demokratischen Partei. Er schrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht zu dieser<br />
Tagung „…dass der gesamte Studentensport völlig unkontrolliert an den Hochschulen<br />
<strong>in</strong> reaktionären Händen liegt.“<br />
Der damalige <strong>Jena</strong>er <strong>Sport</strong>referent Wolfgang Möhr<strong>in</strong>g, der den Hochschulsport <strong>in</strong> zehn<br />
verschiedenen <strong>Sport</strong>arten mit e<strong>in</strong>em beachtlichen Übungs- <strong>und</strong> Wettkampfbetrieb<br />
koord<strong>in</strong>ierte, war tatsächlich Vorsitzender der zahlenmäßig starken LDP-<br />
Studentengruppe. Mit dieser hatte Möhr<strong>in</strong>g sich <strong>in</strong> den politischen Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
an der Universität im Jahre 1948, <strong>in</strong> deren Verlauf zwei bürgerliche Rektoren entmachtet<br />
<strong>und</strong> mit Prof. Dr. Otto Schwarz e<strong>in</strong> „roter“ Rektor gewählt wurde, stark für<br />
die Unabhängigkeit der Universität von politischen Entwicklungen e<strong>in</strong>gesetzt. Dies war<br />
auch e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>, warum er am 16. Dezember 1948 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sitzung des Studentenrates<br />
von dessen Vorsitzenden ohne Abstimmung mit folgender Aussage kaltgestellt wurde:<br />
„Ich habe bekanntzugeben, dass gegen Herrn Möhr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Diszipl<strong>in</strong>arverfahren<br />
e<strong>in</strong>geleitet worden ist <strong>und</strong> dass für diese Zeit sämtliche akademischen Ämter ruhen.“<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> war die starke Präsenz von <strong>Sport</strong>funktionären aus zentralen<br />
Leitungen bei der Gründung der HSG verständlich. E<strong>in</strong>geladen zur HSG-Gründung hatte<br />
die Gewerkschaft (FDGB) <strong>und</strong> die FDJ; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Versuch luden sie sogar schon<br />
für den 10. Februar zur Gründung der HSG e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Protest des Studentenrates – im<br />
Februar waren wegen Ferien kaum Studenten <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> – sorgte dafür, dass erst zum 13.<br />
April e<strong>in</strong>geladen wurde. Etwa 100 sportlich <strong>in</strong>teressierte Studenten waren gekommen<br />
<strong>und</strong> wählten den Studenten <strong>und</strong> ehemaligen FDGB-Funktionär aus Kahla, Bernhard<br />
Schwalbe, zu ihrem ersten Vorsitzenden. Zehn Sparten, die weitestgehend mit den<br />
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