Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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E<strong>in</strong>e tadellose Durchführung der Wettkämpfe<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 21. Oktober 2010 Nr. 208<br />
Als sich <strong>Jena</strong> Anfang der 1950er Jahre anschickte, den Titel e<strong>in</strong>er „<strong>Sport</strong>stadt“ zu<br />
erwerben, war dies e<strong>in</strong>e Wiederbelebung von Bemühungen, die bis <strong>in</strong> die 1920er<br />
Jahre zurückreichen. Damals gelang es <strong>Jena</strong> zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen, wie z. B. <strong>in</strong> der<br />
Leichtathletik <strong>und</strong> im Hockey, bei nationalen Meisterschaften Spitzenergebnisse zu<br />
err<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>ternational spielte der <strong>Jena</strong>er <strong>Sport</strong> allerd<strong>in</strong>gs kaum e<strong>in</strong>e Rolle. Erst Anfang<br />
der 1950er Jahre änderte sich dieses <strong>Bild</strong>, was sowohl mit den Leistungen von <strong>Jena</strong>er<br />
Athleten zu tun hatte, als auch mit der Tatsache, dass mit Zeiss, Schott <strong>und</strong> <strong>Jena</strong>pharm<br />
drei Firmen existierten, die den <strong>Sport</strong> umfangreich förderten. Die Herausbildung des<br />
Leistungsschwerpunktes Leichtathletik bei der Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaft (BSG) Carl<br />
Zeiss, der wenige Jahre später <strong>in</strong> den zentral geförderten <strong>Sport</strong>club (SC) Motor <strong>Jena</strong><br />
e<strong>in</strong>mündete, brachte dann den Durchbruch. Neben der Ausbildung von <strong>Sport</strong>lern stand<br />
die Organisation von Wettkämpfen im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit.<br />
In e<strong>in</strong>er Zeit ohne Fernsehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em eher bescheidenen Freizeitangebot, waren<br />
Wettkämpfe ganz gleich welcher <strong>Sport</strong>art mit 1.000 Zuschauern die Normalität. So s<strong>in</strong>d<br />
Leichtathletik-Kreismeisterschaften von 1948 überliefert, wo mehr als 1.000 Zuschauer<br />
<strong>in</strong>s Stadion kamen, ebenso Eishockeyspiele der BSG Chemie z. B. gegen Apolda oder<br />
Boxwettkämpfe im Volkshaus. Zur Organisation solcher <strong>Sport</strong>ereignisse, wie sie am<br />
vergangenen Wochenende <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> der Kernberglauf darstellte, gehören <strong>und</strong> gehörten<br />
immer viele ehrenamtliche Helfer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Handvoll engagierter Hauptorganisatoren.<br />
E<strong>in</strong> solcher war der 1905 <strong>in</strong> Dresden geborene Artur Gl<strong>in</strong>iorz. Se<strong>in</strong>e sportlichen Wurzeln<br />
hatte er <strong>in</strong> Dresden im Turnen. Selber sportlich aktiv war er im volkstümlichen Turnen,<br />
Faustball <strong>und</strong> Handball. Mit se<strong>in</strong>em Wechsel nach <strong>Jena</strong>, woh<strong>in</strong> er wegen se<strong>in</strong>er<br />
beruflichen Karriere als Werkzeugmacher zu Zeiss g<strong>in</strong>g, kam er nach Recherchen von<br />
Harry Themel zur Turngeme<strong>in</strong>de <strong>Jena</strong>. Harry Themel hat selber noch <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> mit Artur<br />
Gl<strong>in</strong>iorz zusammengearbeitet <strong>und</strong> Gl<strong>in</strong>iorz half Themel, als dieser se<strong>in</strong>e Leichtathletik-<br />
Tra<strong>in</strong>erstelle bei der Uni verlor, e<strong>in</strong>e neue berufliche Laufbahn <strong>in</strong> Dresden e<strong>in</strong>schlagen<br />
zu können. Themel ist heute e<strong>in</strong> namhafter Leichtathletikstatistiker, der erst kürzlich<br />
mit se<strong>in</strong>er Sammlung zum Frauenhürdenlauf auf sich aufmerksam machte. Zurück<br />
zu Gl<strong>in</strong>iorz, der bei der Turngeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> gleich als „Funktionär“ begann. Die<br />
Turngeme<strong>in</strong>de war der Vere<strong>in</strong>, der se<strong>in</strong>en <strong>Sport</strong>platz neben der „Muskelkirche“<br />
hatte, wovon heute als Tafelhaus nur noch das Vere<strong>in</strong>shaus steht. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg wechselte Gl<strong>in</strong>iorz zur <strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaft (SG) Ernst Abbe (Vorläufer von Carl<br />
Zeiss). Bereits 1936 war er Vorsitzender des Bezirksverbandes <strong>Jena</strong>-Weimar-Rudolstadt<br />
der Deutschen Turner gewesen. 1948 wurde er Kreisspartenleiter Leichtathletik. Mit<br />
der Auflösung des Landes Thür<strong>in</strong>gen 1952 <strong>und</strong> der Gründung der Bezirke Erfurt, Gera<br />
<strong>und</strong> Suhl wurde er Vorsitzender des Bezirksfachausschusses (BFA) Leichtathletik Gera<br />
<strong>und</strong> blieb dies bis 1974. In dieser Zeit war er e<strong>in</strong>er der maßgeblichen Mitorganisatoren<br />
vieler nationaler <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationaler Leichtathletikwettkämpfe <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>. Der erste<br />
Höhepunkt <strong>in</strong> der Nachkriegsgeschichte der Thür<strong>in</strong>ger Leichtathletik waren die<br />
Ostzonenmeisterschaften 1949 <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>, die Artur Gl<strong>in</strong>iorz als Mit-Organisator<br />
unterstützte. In fünf Diszipl<strong>in</strong>en setzten sich die <strong>Jena</strong>er <strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaften „Ernst<br />
Abbe“ <strong>und</strong> „Otto Schott“ durch. Zu Siegerehren kamen: Siegfriede Dempe, He<strong>in</strong>z<br />
Stephan, Horst Schlegel <strong>und</strong> Horst Rudolph <strong>und</strong> die 4x100m-Frauenstaffel der BSG<br />
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