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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Duphorn, e<strong>in</strong> Förderer des <strong>Jena</strong>er <strong>Sport</strong>s<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 25. März 2010 Nr. 179<br />

Paul Duphorn (geb. 1901) ist <strong>in</strong> der <strong>Jena</strong>er Stadtgeschichte bekannt als der e<strong>in</strong>zige<br />

„Schottianer“, der nach den Volksaufständen <strong>in</strong> der DDR um den 17. Juni 1953<br />

verhaftet wurde. Geme<strong>in</strong>sam mit Walter Scheler wurde er als sogenannter Rädelsführer<br />

zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihm wurden sogar die „Stiftungsrechte“ <strong>und</strong><br />

damit se<strong>in</strong>e Pensionsansprüche aberkannt, obwohl er schon vor dem Krieg e<strong>in</strong><br />

lebendes Beispiel für die praktische Umsetzung der Ideale von Carl Zeiss, Otto Schott<br />

<strong>und</strong> Ernst Abbe im Glaswerk war. Bei Schott hatte er von der Pike auf gelernt <strong>und</strong><br />

war nach heutigem Sprachgebrauch im mittleren Management tätig. Besonders für<br />

se<strong>in</strong>e Lehrl<strong>in</strong>ge setzte er sich immer e<strong>in</strong>. Im <strong>Sport</strong> war er ab den 1920er Jahren aktiver<br />

Fußballer beim Turn-, <strong>Sport</strong>- <strong>und</strong> Musikvere<strong>in</strong> (TSM) Otto Schott. Ganz im Geist des<br />

Firmengründers war dieser sozial ges<strong>in</strong>nte Vere<strong>in</strong> mit dem rauchenden Schornste<strong>in</strong> auf<br />

dem Dress <strong>in</strong> der Zeit des Nationalsozialismus Auffangbecken für <strong>Sport</strong>ler, auch aus<br />

Arbeitersportvere<strong>in</strong>en, die aus politischen Gründen verboten worden waren. In dem<br />

ansonsten „gleichgeschalteten“ <strong>Sport</strong> des Dritten Reiches pflegte der TSM im Rahmen<br />

se<strong>in</strong>er Möglichkeiten die demokratischen Traditionen des Firmengründers Otto Schott<br />

weiter. Paul Duphorn wurde schon bald e<strong>in</strong> unersetzlicher <strong>Sport</strong>funktionär <strong>in</strong> diesem<br />

Vere<strong>in</strong>. Anfangs war er Übungsleiter <strong>und</strong> Betreuer der Fußballmannschaft <strong>und</strong> später<br />

sogar Vorturner. Nachdem sich nach dem Zweiten Weltkrieg ab Mitte 1946 die ersten<br />

offiziellen <strong>Sport</strong>gruppen wieder bildeten, gehörte er zu den ersten, die den <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong><br />

„Schott“ beim Aufbau tatkräftig unterstützten. Er betreute die erste Knabenmannschaft<br />

von „Schott“ <strong>und</strong> führte sie bei den ersten Meisterschaften des Landes Thür<strong>in</strong>gen 1947<br />

zum Sieg. Bei den Turnern könnte man ihn als Entdecker <strong>und</strong> ersten Übungsleiter von<br />

Gerhard Braune ansehen. Von ihm wurden so erfolgreiche <strong>Sport</strong>ler der Nachkriegsjahre<br />

wie die Leichtathleten Erika Junghans <strong>und</strong> He<strong>in</strong>z Stephan, die W<strong>in</strong>tersportler Hugo<br />

Forkel <strong>und</strong> Artur Fleischhauer <strong>und</strong> die Kanut<strong>in</strong> Inge S<strong>in</strong>t-Plonka, die zeitweilig für<br />

Schott starteten, gefördert. Er besorgte Arbeitsplätze bei Schott, Lebensmittelmarken<br />

<strong>und</strong> Wohnungen, um gute <strong>Sport</strong>ler <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> zu holen oder zu halten. Häufig griff<br />

er <strong>in</strong>s eigene Portemonnaie, wenn e<strong>in</strong> Sieg zu feiern war. Als im Zuge des verstärkten<br />

Aufbaus der Chemie<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> der DDR sich Anfang der 1950er Jahre die BSG Chemie<br />

von Schott abspaltete, wechselte er zur BSG Chemie. Es wurde der Plan entwickelt,<br />

e<strong>in</strong> Leistungssportzentrum auf den Universitätssportplätzen unter der Bezeichnung<br />

„Chemiesportpark“ aufzubauen. Im Lokalderby gelang es den Fußballern von<br />

Chemie sogar e<strong>in</strong>mal die „Zeiss-Elf“ zu schlagen. Duphorn übernahm es häufig, die<br />

Verhandlungen mit guten Spielern, die für die Chemieelf gewonnen werden sollten, zu<br />

führen. Auch mit dem talentierten Stürmer aus Gera, Georg Buschner führte er mehrere<br />

Gespräche <strong>und</strong> besorgte ihm e<strong>in</strong>e Wohnung <strong>in</strong> der Wilhelm-Re<strong>in</strong>-Straße. Buschner war<br />

damals Student an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni <strong>und</strong> spielte als<br />

Mittelstürmer bei der BSG Gera-Süd, später Metall. Mit dieser Mannschaft, stand er<br />

1949 im F<strong>in</strong>ale des FDGB-Pokals. Kenner der Szene warnten Duphorn, dass Buschner<br />

zu teuer sei <strong>und</strong> er ihn sicher nicht für Chemie bekäme, was sich mit dessen Wechsel<br />

1952 von Gera zu Zeiss bewahrheitete.<br />

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