Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Vom Schwarzen Bären bis zum Steiger<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 30. September 2010 Nr. 205<br />
E<strong>in</strong> Foto aus dem Nachlass von Willi Tettweiler war Ausgangpunkt für e<strong>in</strong>e Recherche<br />
zu <strong><strong>Jena</strong>s</strong> Motorsportgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. In Thür<strong>in</strong>gen ist vor<br />
allem Schleiz als Stadt des Motorsports bekannt <strong>und</strong> vielleicht kennt man noch<br />
die Wartburgrally. Vor Kriegsbeg<strong>in</strong>n 1939 gab es <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen viele Auto- <strong>und</strong><br />
Motorradrennen. Besonders Bergrennen wie das Kickelhahnrennen bei Ilmenau oder<br />
das Leuchtenburgrennen waren beliebt. Letzteres wurde 1965 vom MC Carl Zeiss <strong>Jena</strong><br />
als Kahlaer Bergrennen wieder <strong>in</strong>s Leben gerufen <strong>und</strong> bis 1972 organisiert. Aber auch<br />
<strong>in</strong> Apolda gab es z. B. schon 1924 e<strong>in</strong> 100km-Rennen r<strong>und</strong> um das Mohrental, aus<br />
welchem später die bekannten Moto-Cross-Rennen wurden.<br />
Nach 1945 wurden durch Beschlüsse der alliierten Siegermächte alle <strong>Sport</strong>veranstaltungen,<br />
die e<strong>in</strong>en vormilitärischen Charakter tragen könnten, verboten. Die<br />
Motorradsportler tarnten sich häufig als Radsportler. Zum<strong>in</strong>dest für August 1948 ist <strong>in</strong><br />
<strong>Jena</strong> e<strong>in</strong> Motorradrennen als „<strong>Jena</strong>er Bergprüfung am Jägerberg“ nachgewiesen.<br />
Die Sektion Motorsport des Deutschen <strong>Sport</strong>ausschusses, dem Vorläufer des Deutschen<br />
Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>b<strong>und</strong>es (DTSB), wurde erst 1952 gegründet. Für den Bezirk Gera wurde<br />
der Bezirksfachausschuss (BFA) im September des gleichen Jahres konstituiert. Aus <strong>Jena</strong><br />
wurden Walter Dresselt, Fritz Bauer <strong>und</strong> Dr. Manger BFA-Mitglieder. Vorher war der<br />
Motorsport als vormilitärische <strong>Sport</strong>art e<strong>in</strong>e Domäne der Gesellschaft für <strong>Sport</strong>- <strong>und</strong><br />
Technik (GST). Schon am 14. Juni 1952 hatte es <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> die 1. Motoradleistungsfahrt<br />
gegeben. Die 340km lange Strecke führte meist auf Nebenstraßen <strong>und</strong> Feldwegen von<br />
<strong>Jena</strong> nach Hermsdorf – Triptis – Leutra – Mell<strong>in</strong>gen – Apolda zurück nach <strong>Jena</strong>. Dr.<br />
Lieber, damaliger Thür<strong>in</strong>gens Justizm<strong>in</strong>ister gab auf dem Marktplatz den Startschuss.<br />
Die Starter kamen vor allem aus Thür<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Sachsen. <strong>Jena</strong>er gewannen <strong>in</strong> den<br />
Klassen 125 ccm (Gottschalk), 500 ccm (L<strong>in</strong>z) <strong>und</strong> 800 ccm (John). E<strong>in</strong> Jahr später<br />
wurde dieser Wettbewerb gleich zwei Mal <strong>und</strong> zwar am 14. <strong>und</strong> 24. Juni u. a. mit e<strong>in</strong>er<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeitsprüfung organisiert. Die Geschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke führte etwa vom<br />
Schwarzen Bären über den heutigen Fürstengraben, an der Friedenskirche vorbei bis<br />
zum Beg<strong>in</strong>n des Steigers. Im Oktober des Jahres 1953 fanden dann <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> die erstmals<br />
ausgetragenen „DDR-Meisterschaften im Motorrad-Geländesport für Motorräder aller<br />
Klassen der serienmäßigen Fabrikation“ statt. Start <strong>und</strong> Ziel war wieder der Marktplatz<br />
<strong>und</strong> im Gasthaus „Zur Sonne“ saß das Organisationsbüro. Es gab drei Prüfungen zu<br />
bestehen: die Startprüfung, die Zuverlässigkeitsfahrt auf Straßen <strong>und</strong> im Gelände<br />
<strong>und</strong> die Geschw<strong>in</strong>digkeitsprüfung im Gelände. Für letzteres wurde der obere Steiger<br />
genutzt. Ansonsten wurden zwei R<strong>und</strong>kurse von jeweils 165 km um <strong>Jena</strong>, e<strong>in</strong>mal rechts<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>mal l<strong>in</strong>ks herum, gefahren. 95% der Strecke waren Wald- <strong>und</strong> Feldwege. Unter<br />
den Teilnehmer war auch der später legendäre DDR-Autorennfahrer He<strong>in</strong>z Melkus.<br />
Die Motorräder aus der jungen DDR-Industrie, wie die IFA-RT 125, konnten zwar<br />
leistungsmäßig gut mithalten, verloren aber häufig die vorderen Schutzbleche, wie aus<br />
e<strong>in</strong>em Zeitungsbericht <strong>in</strong> der „Volkswacht“ zu entnehmen war. Auf erste Plätze kamen<br />
die Thür<strong>in</strong>ger Wendel <strong>und</strong> Patzke aus Gera <strong>und</strong> Pohlan aus Eisenach. <strong>Jena</strong>er Fahrer<br />
waren nicht unter den Siegern. Günther Baumann, der e<strong>in</strong>zige <strong>Jena</strong>er, der namentlich<br />
benannt wurde, stürzte <strong>und</strong> verlor dadurch den Anschluss an se<strong>in</strong>e Gruppe.<br />
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