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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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E<strong>in</strong>e Stiftung für <strong>Jena</strong>er <strong>Sport</strong>stätten<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 17. September 2009 Nr. 152<br />

Zum Denkmaltag wurde <strong>in</strong> diesem Jahr auch die Besichtigung des „Volksparks Oberaue“<br />

angeboten. Dieser Begriff stammt wohl aus den 1950er Jahren als der Märchenbrunnen<br />

<strong>und</strong> andere gartenarchitektonische Veränderungen an den Saalewiesen <strong>in</strong> der Oberaue<br />

vorgenommen wurden. In den 1920er Jahren sprach man noch häufig vom „Seidelpark“<br />

(Seidelstraße) nach dem Mediz<strong>in</strong>er Prof. Dr. Moritz Seidel benannt. Im Juli 1912 war<br />

der Mediz<strong>in</strong>alrat Moritz Seidel verstorben <strong>und</strong> hatte nach se<strong>in</strong>em Testament se<strong>in</strong> Haus<br />

(Sellierstr. 7) <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Vermögen der Stadt als Alle<strong>in</strong>erb<strong>in</strong> vermacht. Das Vermächtnis<br />

war mit der Verpflichtung verb<strong>und</strong>en, die E<strong>in</strong>künfte zur Anlegung e<strong>in</strong>es Volksparks<br />

<strong>und</strong> Spielflächen für <strong>Sport</strong>spiele zur Nutzung für alle Teile der Bevölkerung der Stadt<br />

zu verwenden. Die Verkaufsausschreibung für se<strong>in</strong>e Villa brachte nur zwei Angebote,<br />

von e<strong>in</strong>em Prof. Hirzel aus Berchtesgaden (58.100 RM) <strong>und</strong> der Fabrikbesitzersfrau<br />

Frieda Birkhan (59.000 RM). Da die Stadt m<strong>in</strong>destens 65.000 RM haben wollte, kam<br />

ke<strong>in</strong> Verkauf zustande. Der Bürgermeister Fuchs mietete sich daraufh<strong>in</strong> für 2.800 RM<br />

pro Jahr <strong>in</strong> dem Haus e<strong>in</strong>. Wegen des schlechten baulichen Zustandes, der veralteten<br />

Heizung usw. zog er 1924 wieder aus. Die Stadt veräußerte dann endlich das Haus,<br />

das Geld g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Wirren der Weltwirtschaftskriese <strong>und</strong> der Inflation verloren. Leider<br />

konnte das Testament <strong>in</strong> den Archiven der Stadt noch nicht aufgef<strong>und</strong>en werden. Nach<br />

Presseberichten hatte Prof. Seidel, der seit 1906 Ehrenbürger <strong><strong>Jena</strong>s</strong> war, der Stadt<br />

auch noch 400.000 Reichsmark vermacht. Hiervon sollten die Universität 140.000<br />

RM, die Universitätsbibliothek sowie die Bibliothek des Verstorbenen jeweils 10.000<br />

RM erhalten. Die restlichen 250.000 RM waren zur Schaffung des Stadtparks <strong>und</strong> der<br />

Erweiterung der Spielplätze, womit Plätze für Fußball, Faustball, Rugby <strong>und</strong> andere<br />

damals übliche Spielsportarten geme<strong>in</strong>t waren, <strong>in</strong> den Wöllnitzer Wiesen bestimmt.<br />

Seit 1893 hatte e<strong>in</strong> Spielplatzvere<strong>in</strong> im Bereich des heutigen Universitätssportzentrums<br />

Wiesen aufgekauft <strong>und</strong> für Vere<strong>in</strong>e, Schulen <strong>und</strong> die Universität zu „Spielplätzen“<br />

ausgebaut. Diesem Spielplatzvere<strong>in</strong>, der vom Gymnasialturnlehrer Herrmann Peter<br />

geleitet wurde <strong>und</strong> dessen Vorstand der prom<strong>in</strong>ente Chemiker Prof. Dr. Ludwig Knorr<br />

<strong>und</strong> der Fabrikant Gustav Netz angehörten, stand Seidel sehr nahe. Um 1912 gab es<br />

bereits 32 Tennisplätze auf dem „Spielplatzgelände“. Inwieweit hier die Erbschaft<br />

Seidels dazu beigetragen hat, konnte noch nicht ermittelt werden. Auch der 1921<br />

quellenmäßig belegte „schön e<strong>in</strong>gerichtete Spielplatz“ an der Wöllnitzer Straße, dort<br />

wo heute die Muskelkirche steht, könnte mit dieser Erbschaft zusammenhängen,<br />

gehörten die Wiesen doch der Stadt. Nutzer war vor allem die Turngeme<strong>in</strong>de <strong>Jena</strong>,<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragener geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong>, der 1921 mit 510 Vere<strong>in</strong>smitgliedern zu den<br />

größten Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>en <strong><strong>Jena</strong>s</strong> zählte. Vom<br />

Vere<strong>in</strong>sgelände ist heute noch das Vere<strong>in</strong>shaus übrig, welches als Tafelhaus genutzt<br />

wird.<br />

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