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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Als <strong>Jena</strong> noch e<strong>in</strong>e echte Turnhochburg war<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 3. September 2009 Nr. 150<br />

Als sich Anfang der 1950er die Vorläufer der späteren Leistungssportclubs <strong>in</strong> der<br />

DDR entwickelten, wurden <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> bei der Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaft „Carl Zeiss“,<br />

aus der sich später der „<strong>Sport</strong>club (SC) Motor <strong>Jena</strong>“ entwickelte, Leistungsturner<br />

zusammengezogen. E<strong>in</strong>er von ihnen war der Bäckerssohn Fritz Böhm aus Lauscha.<br />

Von 1952 – 54 hatte er mehrere DDR-Jugendmeistertitel im Turnen gewonnen. Da die<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Lauscha wegen fehlender Turnhalle <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Übungsleiters<br />

für Böhm schlecht waren <strong>und</strong> der Vater ihn <strong>in</strong> der Bäckerei brauchte, wollte er<br />

eigentlich mit dem Turnen aufhören. Da besuchte ihn Kurt Schneider <strong>und</strong> warb ihn<br />

für den im Aufbau bef<strong>in</strong>dlichen <strong>Sport</strong>club (SC) Motor <strong>Jena</strong>. Die Blütezeit des Turnens<br />

beim <strong>Jena</strong>er <strong>Sport</strong>clubs <strong>Jena</strong> lag zwischen 1955 <strong>und</strong> 1960, als so hervorragende Turner<br />

wie Gerhard Braune, Lothar Heil, Fritz Böhm u.a. für <strong>Jena</strong> starteten <strong>und</strong> mehrere<br />

DDR-Meistertitel holten. Ab Anfang 1955 fuhr Fritz Böhm jede Woche montags <strong>und</strong><br />

dienstags zum Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von Lauscha nach <strong>Jena</strong>, die restlichen Tage arbeitete er <strong>in</strong> der<br />

väterlichen Bäckerei. Ab 1956 wurde Böhm, wie die meisten Spitzensportler des SC<br />

Motor <strong>Jena</strong>, bei Zeiss e<strong>in</strong>gestellt. Se<strong>in</strong>e Arbeit bei e<strong>in</strong>er staatlichen Konditorei g<strong>in</strong>g<br />

von 6.00 – 14.00 Uhr <strong>und</strong> danach war Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. Anfangs wohnte er im Hotel „Zur<br />

Sonne“ am Markt <strong>und</strong> bekam alle Auslagen wie Fahrgeld, Hotelkosten usw. erstattet.<br />

Nachdem er <strong>in</strong> das Internat des SC Motor <strong>in</strong> der Westbahnhofstraße umgezogen war,<br />

wurden diese f<strong>in</strong>anziellen Zuwendungen gekürzt. Er zog wieder nach Lauscha <strong>und</strong> kam<br />

nur noch von Montag bis Dienstag nach <strong>Jena</strong>. Nach e<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong>erwechsel, Eberhard<br />

Pollrich wurde als Tra<strong>in</strong>er für die Männer e<strong>in</strong>gesetzt, begann ab 1957 der sportliche<br />

Aufstieg von Fritz Böhm. Er wurde <strong>in</strong> die DDR-Nationalmannschaft aufgenommen<br />

<strong>und</strong> absolvierte se<strong>in</strong>e ersten Auslandse<strong>in</strong>sätze (Bukarest <strong>und</strong> Moskau). Bei den DDR-<br />

Meisterschaften <strong>in</strong> Chemnitz wurde er <strong>in</strong> der Gesamtwertung Vierter <strong>und</strong> DDR-Meister<br />

am Pferd. 1958 wurde se<strong>in</strong> erfolgreichstes Jahr <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>. Er wurde DDR-Meister im<br />

Zwölfkampf, am Barren <strong>und</strong> am Pferd. Dazu kamen noch drei Silbermedaillen (Reck,<br />

Boden, Sprung). Im Dreiländerkampf Jugoslawien-Ungarn-DDR wurde er Gesamtsieger<br />

<strong>und</strong> bei den Weltmeisterschaften <strong>in</strong> Moskau wurde Fritz Böhm auf Platz 18 bester<br />

„gesamtdeutscher“ Turner. In diesem Jahr nahm er e<strong>in</strong> <strong>Sport</strong>studium an der Uni <strong>in</strong><br />

<strong>Jena</strong> auf <strong>und</strong> vertrat die Universität auch bei e<strong>in</strong>igen Wettkämpfen im Rahmen der<br />

400-Jahrfeierlichkeiten. Im Volkshaus fand z. B. der Städtevergleich <strong>Jena</strong>-Leipzig<br />

im Turnen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Gymnastik statt, <strong>und</strong> Böhm gewann die E<strong>in</strong>zelwertung bei<br />

den Männern. Für se<strong>in</strong>e sportlichen Erfolge wurde Fritz Böhm im Oktober 1958 als<br />

Meister des <strong>Sport</strong>s geehrt. Er gehörte zum Olympiakader 1960. Da es im Studium <strong>in</strong><br />

<strong>Jena</strong> ke<strong>in</strong>e Abstriche gab <strong>und</strong> die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen auf Gr<strong>und</strong> des Fehlens e<strong>in</strong>er<br />

guten Turnhalle mit fest e<strong>in</strong>gebauten Geräten auch nicht optimal waren, g<strong>in</strong>g er an<br />

die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) nach Leipzig. Gleich beim ersten<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Leipzig verletzte er sich so schwer, dass er durch längeren Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsausfall<br />

se<strong>in</strong>en Spitzenplatz <strong>in</strong> der Nationalmannschaft verlor. Trotz Zweifel der Ärzte nahm er<br />

das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nach se<strong>in</strong>er Ges<strong>und</strong>ung wieder auf, verpasste aber die Aufnahme <strong>in</strong> die<br />

Olympiamannschaft um 0,4 Punkte im Zwölfkampf. 1962 konnte er se<strong>in</strong> Studium <strong>in</strong><br />

Leipzig als Diplomsportlehrer erfolgreich beenden <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g als Tra<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Lehrer an<br />

die K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendsportschule nach Bad Blankenburg. Heute lebt er als Rentner<br />

wieder <strong>in</strong> Lauscha.<br />

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