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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Die Chef<strong>in</strong> war auf dem Feld die Kle<strong>in</strong>ste<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 18. Juni 2009 Nr. 139<br />

Als 1955 die DDR-Nationalmannschaft der Frauen im Basketball gegen Ch<strong>in</strong>a<br />

antrat, war Annemarie Weigt Mannschaftskapitän. Sie war damals Lehrkraft an der<br />

Friedrich-Schiller-Universität <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> <strong>in</strong> der Abteilung „Studentische Körpererziehung“<br />

<strong>und</strong> mit zuständig für den Pflichtsport der Student<strong>in</strong>nen. Basketball hatte sie als<br />

<strong>Sport</strong>student<strong>in</strong> 1951 <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> kennengelernt. E<strong>in</strong> Kommilitone, Wolfgang Hercher, hatte<br />

nach Besuch e<strong>in</strong>es Übungsleiterlehrganges das Basketballspiel <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> e<strong>in</strong>geführt. In<br />

der Hochschulsportgeme<strong>in</strong>schaft (HSG) wurde auch gleich e<strong>in</strong>e Männermannschaft<br />

gegründet, die es 1953 bei den DDR-Meisterschaften immerh<strong>in</strong> zur Bronzemedaille<br />

brachte, ebenso wie e<strong>in</strong>e HSG-Mädchenmannschaft, die von Annemarie Weigt<br />

tra<strong>in</strong>iert wurde. Die Frauenmannschaft der HSG wurde Ende 1952 gegründet <strong>und</strong> von<br />

Manfred Dressler als Tra<strong>in</strong>er betreut. Die meisten Spieler<strong>in</strong>nen waren vorher aktive<br />

Volleyballer<strong>in</strong>nen gewesen. Die Basketballer der HSG trennten sich erst 1952 von der<br />

Abteilung Volleyball <strong>und</strong> gründeten e<strong>in</strong>e eigene Abteilung, deren erster Abteilungsleiter<br />

Wolfgang Hercher wurde. Annemarie Weigt kümmerte sich als Übungsleiter<strong>in</strong> um die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen. Alle <strong>Sport</strong>studenten <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>student<strong>in</strong>nen, die aktiv Basketball spielten,<br />

sahen es als Verpflichtung an, <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>er Schulen Basketballmannschaften aufzubauen.<br />

Innerhalb kürzester Zeit entstanden so e<strong>in</strong>e Vielzahl von Mannschaften. Auch die<br />

Betriebssportgeme<strong>in</strong>schaften (BSG) konnten sich diesem Trend nicht entziehen <strong>und</strong> bis<br />

Mitte der 1960er Jahre gab es ke<strong>in</strong>e größere BSG <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> ohne Basketballmannschaft.<br />

Sogar beim <strong>Sport</strong>club Motor <strong>Jena</strong> wurde extra e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong>er, Manfred Rosemann, angestellt.<br />

Dieser Trend wurde aber bereits 1968 durch e<strong>in</strong>en Beschluss des Präsidiums des<br />

Deutschen Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>b<strong>und</strong>es (DTSB) jäh unterbrochen. In der Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

um e<strong>in</strong>e weltweite diplomatische Anerkennung der DDR hatte der Leistungssport<br />

e<strong>in</strong>en neuen Stellenwert bekommen. Olympische Medaillen galten dabei <strong>in</strong> den Augen<br />

der DDR-Politiker <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>funktionäre als „Spiegelbild“ der Leistungsfähigkeit des<br />

Staates. Nachdem es seit 1968 ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Deutsche Mannschaft bei den<br />

Olympischen Spielen mehr gab, konzentrierte die DDR-<strong>Sport</strong>führung unter Leitung<br />

von Manfred Ewald alle Kapazitäten im <strong>Sport</strong> auf „medaillen<strong>in</strong>tensive“ <strong>Sport</strong>arten. Die<br />

Spielsportarten gehörten nicht dazu.<br />

Es ist der Universität zu verdanken, dass der Basketballsport sich <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> trotzdem<br />

dynamisch weiterentwickelte. Sie übernahm Manfred Rosemann <strong>in</strong> den Bestand<br />

der <strong>Sport</strong>lehrer im Studentensport <strong>und</strong> er sorgte mit se<strong>in</strong>en <strong>Sport</strong>studenten <strong>und</strong><br />

Student<strong>in</strong>nen, die als Übungsleiter oder später als Lehrer an den <strong>Jena</strong>er Schulen<br />

wirkten, dafür, dass bis Mitte der 1990er Jahre <strong>Jena</strong> e<strong>in</strong>e Basketballhochburg war.<br />

Zu Annemarie Weigts Zeit stellte die HSG Uni <strong>Jena</strong> mit Christa Kuhles, Annemarie Weigt<br />

<strong>und</strong> Helga Zumpf gleich drei Nationalspielerr<strong>in</strong>nen. Heute gibt es beim USV, dem<br />

Nachfolger der HSG zwar noch leistungsstarke Männermannschaften im Basketball, bei<br />

den Frauen existiert aber nur noch e<strong>in</strong>e „Volkssportmannschaft“ um Elke Lackner. Die<br />

Konzentration aller spielstarken Mädchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> hat sich ansche<strong>in</strong>end nicht<br />

ausgezahlt, wie man <strong>in</strong> dem ergebnislosen Versuch sehen kann, durch Zusammenlegung<br />

von <strong>Jena</strong>er, Erfurter <strong>und</strong> Gothaer Spieler<strong>in</strong>nen wenigstens e<strong>in</strong>e Spitzenmannschaft <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen zu stellen.<br />

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