Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

Die erste 100-km-Wanderung um Jena
Thüringische Landeszeitung 11. Juni 2006 Nr. 138
Als 1986 die erste Wanderung über 100 Kilometer um Jena gestartet wurde, hatte
keiner der Organisatoren geglaubt, dass dies einmal eine so erfolgreiche Veranstaltung
werden würde, dass sie bereits Wochen vor dem Start mit 850 Meldungen ausgebucht
ist.
Seit 1976 nahmen Jenaer Ausdauersportler, vor allem Rennsteigläufer, an der
Liberecer 100km-Wanderung in der Tschechoslowakei teil. Diese Wanderung war,
wie auch der 50km-Skilanglanglauf von Liberec, in Erinnerung an eine verunglückte
Bergsteiger-Expedition entstanden. Um diese Zeit kamen auch die ersten 100km-
Läufe in der DDR (Grünheide) auf und im Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen
und Orientierungslauf wurde durch den Stadtrodaer Lehrer Dr. Bernhard Fisch in
einer speziellen Klassifizierungsordnung das 100km-Leistungswandern „salonfähig“
gemacht. Von diesen Auslösern bis zu den ersten Vorbereitungswanderungen in der
Umgebung von Jena vergingen allerdings noch fast acht Jahre. 1984 begannen dann
Lothar Seifarth und Helga Hohmann mit Wanderungen um Jena, um eine geeignete
100km-Strecke zu finden. Bis dahin war Lothar Seifarth als Rennsteigläufer aktiv, gehörte
der Laufgruppe der Hochschulsportgemeinschaft Jena an und war Mitorganisator
der ersten Kernbergläufe. Mit seinem Wechsel zur BSG Carl Zeiss Jena Süd schloss
er sich dort der Lauf- und Wandergruppe an. Nach erfolgreicher Erkundigung einer
Wanderstrecke rund um Jena, die bis dahin noch nicht existierte, wurde 1986 der „1.
Jenaer Hunderter“ ausgeschrieben. 18 Wanderer, darunter Lothar Seifarth, gingen
auf die Strecke. Seifarth war der Wanderleiter, da er als Einziger die ganze Strecke
kannte. Die Aktiven hatten sich am Freitag, den 6. Juni 19.00 Uhr an der Gaststätte
„Satellit“ in Neulobeda eingefunden. Verpflegung und Getränke waren im Rucksack
und gewandert wurde zusammen. Über Maua, Zöllnitz, Lobdeburg und Steinkreuz
ging es zum Fuchsturm. Es war eine sehr stürmische Nacht, so dass die Wanderer ihre
Mühe hatten, auf den Bergeshöhen vorwärts zu kommen. In der Nähe des Fuchsturms
hätte der Jüngste, Stephan Müller, 12 Jahre, fast aufgegeben. Seine Mutter Marion,
die einzige Frau bei dieser Unternehmung, konnte ihn aber immer wieder motivieren
durchzuhalten. Weiter ging es über den Jenzig zur Kunitzburg, Zwätzen, Landgrafen,
Forst, Cospoth, Maua und zurück nach Neulobeda. An sieben Rastplätzen verteilte
Lothar Seifarth zur Aufmunterung und Stimulierung Stempel in die Wanderbücher.
Gegen 17.00 Uhr am Samstag landete die Gruppe wieder an ihrem Ausgangspunkt und
die Teilnehmer schworen sich nach der Überwindung der ersten großen Erschöpfung,
dass dies im nächsten Jahr wiederholt werden sollte.
Zur zweiten Wanderung 1987, dann unter dem Namen „100km Langstrecken-
Sportwanderung – Auf Jenas Horizontalen rund um Jena“ kamen dann 17 Teilnehmer.
Aus heutiger Sicht sieht dies eher bescheiden aus, aber damals war es ein normales
Aktivenfeld bei Langstreckenwanderungen.
Heute ist die „Horizontale – 100 km rund um Jena“ unter Jenas Studenten und
Gymnasiasten eine Kultveranstaltung. Wie es dazu kam, wird in einem späteren Beitrag
näher beschrieben.
183