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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Schokoweihnachtsmänner aus dem Westen<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 17. Dezember 2009 Nr. 164<br />

Als am 7. Dezember 1949 e<strong>in</strong>e Fußball- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Handballmannschaft der<br />

Hochschulsportgeme<strong>in</strong>schaft zum Rückspiel <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen weilten, war dies <strong>in</strong>nerhalb<br />

von nur vier Wochen der zweite offizielle Wettkampf zwischen Uni-Mannschaften<br />

der BRD <strong>und</strong> der DDR. Reichlich e<strong>in</strong>en Monat vorher, kurz nach Gründung der DDR,<br />

hatte der H<strong>in</strong>kampf im <strong>Jena</strong>er Universitätssportzentrum stattgef<strong>und</strong>en. Dass dies ke<strong>in</strong><br />

Zufall war, lag an e<strong>in</strong>er Tagung des Weltjugendverbandes <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>. Dem sportlichen<br />

Wettbewerb wurde e<strong>in</strong> hoher Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt, waren die <strong>Sport</strong>kontakte <strong>in</strong><br />

Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg doch nur sehr langsam wieder <strong>in</strong> Gang<br />

gekommen. Es dauerte bis Ende 1946, bis <strong>in</strong> den Besatzungszonen sportliche<br />

Wettbewerbe organisiert werden konnten. Während <strong>in</strong> den Westzonen danach schnell<br />

demokratisch legitimierte <strong>Sport</strong>strukturen entstanden, wurde <strong>in</strong> der Sowjetischen<br />

Besatzungszone erst Ende 1948 staatlich geregelt, dass <strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaften von<br />

der E<strong>in</strong>heitsgewerkschaft FDGB bzw. der zentralen Jugendorganisation FDJ gegründet<br />

werden durften. Der 1948 im „Westen“ <strong>in</strong> Bayrisch Zell gegründete Vorläufer des<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Deutschen Hochschulsportverbandes stand lose <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />

Studentenräten <strong>und</strong> deren <strong>Sport</strong>referaten <strong>in</strong> der Ostzone, diese erhielten aber von der<br />

Sowjetischen Militäradm<strong>in</strong>istration ke<strong>in</strong>e Passiersche<strong>in</strong>e für studentische Wettkämpfe<br />

im „Westen“. Dies änderte sich schlagartig nach Gründung der DDR. Der neue Staat<br />

war von der ersten M<strong>in</strong>ute an bestrebt, se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Anerkennung auch mit<br />

Hilfe des <strong>Sport</strong>s zu erreichen. Die DDR, fest unter Kontrolle der stal<strong>in</strong>istischen Politik<br />

der Sowjetunion, wurde von der westlichen Welt nicht anerkannt <strong>und</strong> lediglich die<br />

BRD als legitimer Nachfolger des Deutschen Reiches angesehen. Durch sportliche<br />

Wettkämpfe zwischen Ost <strong>und</strong> West sollte bei gleichzeitiger Aufwertung der DDR auch<br />

noch der Zusammenhalt Deutschlands im <strong>Sport</strong> nachgewiesen werden. Wie hoch<br />

die Fußball- <strong>und</strong> Handballspiele der Uni <strong>Jena</strong> <strong>und</strong> Gött<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>geschätzt wurden,<br />

konnte man <strong>in</strong> der FDJ-Studentenzeitung „Forum“ lesen. So, dass die Gäste die<br />

Gelegenheit hatten, „… Ausschnitte aus dem Leben <strong>in</strong> der DDR mit eigenen Augen zu<br />

sehen. Sie besichtigten mit großem Interesse den volkseigenen Betrieb Schott, <strong>in</strong> dem<br />

das bekannte <strong>Jena</strong>er Glas hergestellt wird, <strong>und</strong> sahen, dass Schott, ebenso wie das<br />

Zeisswerk, längst wieder <strong>in</strong> drei Schichten auf vollen Touren arbeitet. … Anschließend<br />

waren die Gött<strong>in</strong>ger Kommilitonen noch Gäste e<strong>in</strong>er FDJ-Veranstaltung <strong>in</strong> der Mensa<br />

<strong>und</strong> erhielten hier e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die politischen Aktivitäten der Studentenschaft im<br />

Rahmen der FDJ.“ Im Thür<strong>in</strong>ger Volk, der <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> ersche<strong>in</strong>enden Zeitung, stand u. a.:<br />

„Das Ersche<strong>in</strong>en der Gött<strong>in</strong>ger Fußballer ist nach der Konstituierung der DDR der Auftakt<br />

e<strong>in</strong>er fruchtbaren Epoche sportkameradschaftlicher Zusammenarbeit <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong><br />

spürbarer Schlag gegen die westdeutschen Spaltungspolitiker.“ Vor 2.500 Zuschauern<br />

verloren die <strong>Jena</strong>er Studenten knapp 1:2. Die Rückspielergebnisse aus Gött<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d<br />

nicht bekannt, aber e<strong>in</strong>e starke Delegation aus <strong>Jena</strong> wurde <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen fre<strong>und</strong>schaftlich<br />

empfangen <strong>und</strong> betreut. Zu der relativ leistungsstarken <strong>Jena</strong>er Handballmannschaft,<br />

gehörte neben Erich Blum, Manfred Dressler <strong>und</strong> He<strong>in</strong>z Plotzki auch Paul Dern. Der<br />

<strong>Sport</strong>student Paul Dern, der als Mittelstreckenläufer zu dieser Zeit ganz erfolgreich<br />

war, kam von der starken Handballmannschaft aus Gera-Untermhaus. Er nutzte wie<br />

e<strong>in</strong>ige andere die <strong>Sport</strong>fahrt nach Gött<strong>in</strong>gen, um für das bevorstehende Weihnachtsfest<br />

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