Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Ruderer als Männer der ersten St<strong>und</strong>e<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 23. April 2009 Nr. 131<br />
Mit 20 Mitgliedern ist die Ruderabteilung im USV e<strong>in</strong>e der Kle<strong>in</strong>sten. Bemerkenswerter<br />
Weise gehört sie aber zu den Gründungsabteilungen, die bereits seit April 1949<br />
besteht. Die Ruderer verfügten damals über vier Skiffs, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>er, e<strong>in</strong>en Eskimokajak<br />
<strong>und</strong> zwei nicht voll e<strong>in</strong>satzfähige Zweier. Diese gehörten vorher dem Hochschul<strong>in</strong>stitut<br />
für Leibesübungen, welches von der Sowjetischen Militäradm<strong>in</strong>istration aufgelöst<br />
worden war. E<strong>in</strong>ige Boote stammen aus dem Besitz studentischer Verb<strong>in</strong>dungen bzw.<br />
von Privatpersonen <strong>und</strong> befanden sich im noch heute existierenden Ruderbootshaus.<br />
Ab 1948 wurden auf Initiative des Physikstudenten Wolfgang Gutewort die Boote <strong>in</strong><br />
Bad Kösen repariert <strong>und</strong> standen so den ersten Mitgliedern der Abteilung Rudern<br />
der HSG, wie der Vorläufer des USV hieß, ab April 1949 zum Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zur Verfügung.<br />
Mit Beg<strong>in</strong>n des ersten Lehrganges der Ausbildung von Gr<strong>und</strong>schul-<strong>Sport</strong>lehrern im<br />
Herbst 1949 gab es auch e<strong>in</strong>e theoretische <strong>und</strong> praktische Ruderausbildung an der<br />
Uni. Verschiedene Lehrkräfte versuchten sich <strong>in</strong> dieser <strong>Sport</strong>art, von Hans Beitz bis<br />
Elly Tetschke. Als Übungsleiter tauchte e<strong>in</strong> Georg Uschmann auf, der spätere Direktor<br />
des Haeckelhauses. Nach nicht erwiesenen Erzählungen soll er zum Tra<strong>in</strong>erteam<br />
des deutschen Gold-Ruderachters der Olympischen Spiele von 1936 gehört haben.<br />
Uschmann wurde 1913 <strong>in</strong> Naumburg geboren <strong>und</strong> studierte u. a. 1933/34 <strong>in</strong> <strong>Jena</strong><br />
Zoologie, Botanik <strong>und</strong> Leibesübungen. Ab 1938 wurde er als Hilfsassistent für das<br />
Rudern <strong>und</strong> im Haeckelhaus <strong>in</strong> den F<strong>in</strong>anzunterlagen der Universität geführt. 1939<br />
promovierte er mit dem Thema: „Der morphologische Vervollkommnungsbegriff<br />
bei Goethe <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e problemgeschichtlichen Zusammenhänge“. Da er Mitglied<br />
der NSdAP <strong>und</strong> Offizier im Zweiten Weltkrieg gewesen war, wurde er 1945 bei der<br />
Wiedereröffnung der Universität formell entlassen. Derzeit befand er sich noch <strong>in</strong> der<br />
Kriegsgefangenschaft <strong>in</strong> Russland. Nach se<strong>in</strong>er Rückkehr 1950 wurde er an der Uni im<br />
Haeckelhaus wieder e<strong>in</strong>gestellt. Von 1952 bis 1954 hatte er als e<strong>in</strong>ziger e<strong>in</strong>en Lehrauftrag<br />
für Rudern am Institut für Körpererziehung. Er gehörte bereits 1950 als Steuermann<br />
zum Uni-Ruderteam, welches bei den ersten Thür<strong>in</strong>ger Hochschulmeisterschaften auf<br />
der Saaletalsperre startete. 1951 g<strong>in</strong>gen die HSG-Ruderer bei der Landesspartakiade<br />
der <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>igung Motor <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> auf der Saale mit an den Start. In der Klasse<br />
Jungmannen-Leichtgewicht kam der Gig-Vierer der HSG über 1000m mit Helbig, Voss,<br />
Haller, Weifenbach <strong>und</strong> Steuermann Wosalo auf Rang zwei. Im Oktober 1951 ist die<br />
HSG mit 80 Ruderern <strong>und</strong> Kanuten an e<strong>in</strong>em Abrudern auf der Saale beteiligt. Dabei<br />
wurden erstmals Staffelrennen organisiert. Als <strong>Jena</strong>er Studentenmeister wurde damals<br />
Lothar Schumacher erwähnt.<br />
Georg Uschmann übergab 1955 die Ruderausbildung an den jungen, neu angestellten<br />
Assistenten Hans Weckel <strong>und</strong> konzentrierte sich auf se<strong>in</strong>e Karriere als Direktor<br />
des Haeckelhauses. In den 1960er Jahren wurde er als Geschäftsführer an die<br />
Wissenschaftliche Akademie der Naturforscher Leopold<strong>in</strong>a nach Halle berufen, wo<br />
heute noch e<strong>in</strong> Förderpreis für Wissenschaftsgeschichte an ihn er<strong>in</strong>nert.<br />
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