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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Der Schnaps verh<strong>in</strong>derte e<strong>in</strong>e Verhaftung<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 4. November 2010 Nr. 210<br />

Im Oktober 2010 konnte Hermann Pfauch im Kreise der Familie <strong>und</strong> guter<br />

Fre<strong>und</strong>e se<strong>in</strong>en 90. Geburtstag feiern. Unter den Gästen befand sich auch der<br />

Hammerwurfchronist Klaus Brendel, mit dem er viele geme<strong>in</strong>same Er<strong>in</strong>nerungen beim<br />

<strong>Sport</strong>treiben <strong>in</strong> der BSG Motor Carl Zeiss austauschen konnte. Schon als Schüler fiel<br />

Hermann Pfauch als talentierter Leichtathlet auf. Er g<strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong>e Oberschule <strong>in</strong> Gotha,<br />

wo er mit Werner Kühnert zusammentraf, mit dem er später <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> etliche Wettkämpfe<br />

bestritt. Da Hermann gleich nach dem Abitur zum Arbeitsdienst <strong>und</strong> anschließend zur<br />

Wehrmacht e<strong>in</strong>gezogen wurde, konnte er se<strong>in</strong> sportliches Talent nicht entfalten. Mit<br />

e<strong>in</strong>er Weite von 68 Meter beim Wurf mit der Übungshandgranate fiel er aber se<strong>in</strong>en<br />

militärischen Vorgesetzten auf, die ihn sportlich durch besondere Freistellungen bzw.<br />

die Abdelegierung zu e<strong>in</strong>er Art <strong>Sport</strong>e<strong>in</strong>heit nach Zella-Mehlis förderten. Im Mai 1945,<br />

nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, konnte er sich nach Hause durchschlagen<br />

<strong>und</strong> gehörte im Herbst zum ersten Matrikel der wiedereröffneten Friedrich-Schiller-<br />

Universität. Eigentlich wollte er <strong>Sport</strong> studieren, was damals aber durch e<strong>in</strong> Verbot<br />

der Alliierten Kontrollmächte nicht möglich war. So begann er e<strong>in</strong> Pädagogikstudium<br />

bei Prof. Peter Petersen. Se<strong>in</strong> erster Versuch, auf den <strong>Sport</strong>plätzen <strong>in</strong> der Oberaue<br />

erneut e<strong>in</strong> Speerwurftra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durchzuführen, endete fast mit e<strong>in</strong>er Verhaftung durch<br />

sowjetisches Militär. Speere galten als Waffen <strong>und</strong> durften nicht im Besitz von<br />

Deutschen se<strong>in</strong> bzw. <strong>in</strong> der Öffentlichkeit getragen werden. Nur mittels e<strong>in</strong>er Flasche<br />

Schnaps gelang es ihm, schlimmere Folgen zu verh<strong>in</strong>dern. Nach Wiederaufnahme des<br />

<strong>Sport</strong>betriebs 1946/47 tra<strong>in</strong>ierte Hermann Pfauch bei der <strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaft „Ernst<br />

Abbe“ <strong>und</strong> erregte wegen se<strong>in</strong>er guten Leistungen besonders bei den Wurfdiszipl<strong>in</strong>en<br />

die Aufmerksamkeit vom Tra<strong>in</strong>er Rudolf Klupsch. E<strong>in</strong>e besondere Wertungsform, die<br />

heute <strong>in</strong> der Leichtathletik kaum noch üblich ist, waren Mannschaftwettkämpfe,<br />

auch Mannschaftsdurchgänge genannt, bei denen e<strong>in</strong>e Mannschaft aus bis zu drei<br />

Wettkämpfern pro Diszipl<strong>in</strong> bestand. Bei e<strong>in</strong>em solchen Mannschaftswettkampf wurde<br />

Hermann Pfauch als Ersatzmann im Hammerwurf e<strong>in</strong>gesetzt. Später kamen weitere<br />

Diszipl<strong>in</strong>en, wie Stabhochsprung <strong>und</strong> Spr<strong>in</strong>t h<strong>in</strong>zu. Obwohl Pfauch auf Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kriegsverletzung noch Granatsplitter z. B. <strong>in</strong> der Schulter hatte, vollbrachte er gute<br />

Leistungen <strong>und</strong> wurde regelmäßig bei Mannschaftswettkämpfen e<strong>in</strong>gesetzt. Die BSG<br />

Carl Zeiss war bei diesen Wertungen sehr erfolgreich <strong>und</strong> wurde 1951 <strong>und</strong> 1953 DDR-<br />

Meister im Mannschaftskampf. Die <strong>Jena</strong>er Männermannschaften sowohl von der BSG<br />

Carl Zeiss, als auch der BSG Schott <strong>und</strong> der HSG der Universität rangierten regelmäßig<br />

unter den ersten bei DDR-Meisterschaften. Die Meisterschaften 1953 waren sogar<br />

gesamtdeutsche Mannschaftsmeisterschaften, deren Endkampf <strong>in</strong> Koblenz stattfand.<br />

München <strong>und</strong> Hannover traten für Westdeutschland <strong>und</strong> die DHfK Leipzig <strong>und</strong> Motor<br />

<strong>Jena</strong> für Ostdeutschland an. Hermann Pfauch, der über mehrere Jahre erst <strong>in</strong> der<br />

Augenoptikerschule u. a. Russisch <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> später an der Grete Unre<strong>in</strong>schule<br />

unterrichtete, legte im Fernstudium se<strong>in</strong> Examen als <strong>Sport</strong>lehrer am Institut für<br />

Körpererziehung <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> ab. Regelmäßig tra<strong>in</strong>ierte er bei Rudolf Klupsch <strong>und</strong> Artur L<strong>in</strong>ß.<br />

E<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner war Ende der 1960er Jahre Wolfgang Nordwig, dem er<br />

empfohlen hatte, es doch e<strong>in</strong>mal mit dem Stabhochsprung zu versuchen. 1972 wurde<br />

Nordwig Olympiasieger <strong>in</strong> dieser Diszipl<strong>in</strong>. Noch bis <strong>in</strong> die 1970er Jahre beteiligte sich<br />

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