Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Auch Lobeda hatte e<strong>in</strong>en Turnvere<strong>in</strong><br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 1. Oktober 2009 Nr. 153<br />
Die <strong>Sport</strong>stätten <strong>in</strong> der Oberaue entwickelten sich vor allem nach 1945 zum heute noch<br />
bestehenden wichtigsten <strong>Sport</strong>komplex <strong><strong>Jena</strong>s</strong> zwischen dem Universitätssportzentrum,<br />
dem Ernst-Abbe-<strong>Sport</strong>feld, dem <strong>Sport</strong>forum <strong>und</strong> der Muskelkirche heraus, die dann<br />
die materielle Gr<strong>und</strong>lage für die „<strong>Sport</strong>stadt“ <strong>Jena</strong> wurde. Wie man <strong>in</strong> dem Buch<br />
„Zur <strong>Geschichte</strong> des <strong>Sport</strong>s an der Universität <strong>Jena</strong>“ nachlesen kann, waren dies aber<br />
nicht die ersten <strong>Sport</strong>stätten <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>. 1567 f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Urk<strong>und</strong>en erwähnt: „An<br />
Übungen <strong>und</strong> Spielen werden häufig das begehrte Ballspiel, das Kegeln, Pikenwerfen,<br />
Fahnenschw<strong>in</strong>gen, Reiten <strong>und</strong> Zielschießen […erwähnt…], wor<strong>in</strong> die Studenten sich<br />
auf der Landveste <strong>in</strong> der Saalevorstadt übten“. Mit der Gründung der Burschenschaften<br />
als ant<strong>in</strong>apoleonische studentische Vere<strong>in</strong>igungen gewann das Turnen als<br />
„vormilitärische“ Ausbildung an Bedeutung, wofür man Turnplätze benötigte. 1814<br />
wurde e<strong>in</strong> solcher Turnplatz im Paradies hergerichtet. In ihren weiten Le<strong>in</strong>enjacken<br />
sah man bald die Studenten am Barren <strong>und</strong> Reck <strong>und</strong> auf dem Schwebebaum Kraft<br />
<strong>und</strong> Geschicklichkeit proben. Dieser Platz wurde 1816 zum Universitätsturnplatz<br />
ausgebaut <strong>und</strong> 1818 erklärten die <strong>Jena</strong>er Burschenschaften den Besuch des Turnens für<br />
obligatorisch, was als erste Form des Pflichtsports angesehen werden kann.<br />
Nach dem Attentat des <strong>Jena</strong>er Studenten <strong>und</strong> Burschenschafters Ludwig Sand auf<br />
den Dichter <strong>und</strong> russischen Gesandten August Friedrich von Kotzebue, beschlossen<br />
Deutschlands Fürsten <strong>in</strong> Karlsbad das Verbot der Burschenschafter <strong>und</strong> der<br />
Turnbewegung, womit auch der Universitätsturnplatz im Paradies verschwand.<br />
Zeitzeugen beschreiben, dass die Studenten mit großer Lust die Turngeräte verbrannt<br />
hätten. Erst 1859 f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> wieder e<strong>in</strong>en Turnplatz an der „Lutherquelle“,<br />
den der von Prof. Dr. Volkmar Stoy gegründete Turnvere<strong>in</strong> nutzte. 1890 kaufte<br />
der <strong>Jena</strong>er Turnvere<strong>in</strong> diesen <strong>und</strong> baute hier die Turnhalle <strong>in</strong> der Lutherstraße. Um<br />
1900 bestanden dann <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> mehrere Turnvere<strong>in</strong>e, so die Turngeme<strong>in</strong>de, die an<br />
der Wöllnitzer Straße tra<strong>in</strong>ierte, die Freien Turner, die ihren Übungsplatz auf dem<br />
Landgrafen hatten <strong>und</strong> der Turnvere<strong>in</strong> Glaswerk der im <strong>Jena</strong>er Forst tra<strong>in</strong>ierte. Auch <strong>in</strong><br />
<strong><strong>Jena</strong>s</strong> Vororten, die damals noch nicht zur Stadt gehörten, wie Wenigenjena, Zwätzen<br />
<strong>und</strong> Lobeda, gab es Turnvere<strong>in</strong>e. Wenigenjena baute bis zum Verbot aller Vere<strong>in</strong>e<br />
1945 das Gelände am Ostbad aus, das dann <strong>in</strong> den 1950er Jahren der Postsportplatz<br />
wurde. Die Lobedaer Turner tra<strong>in</strong>ierten im Bürgergarten. Zu den Lobedaer Turnern s<strong>in</strong>d<br />
bisher nur wenige Quellen gef<strong>und</strong>en worden. Für den 23. Mai 1921 ist belegt, dass<br />
auf dem neu erweiterten Turnplatz <strong>in</strong> Lobeda an der Saale die Entscheidungsspiele<br />
der Gaumeisterschaften Mittelthür<strong>in</strong>gens im Faustball ausgetragen wurden. E<strong>in</strong>er der<br />
wenigen noch lebenden Zeitzeugen, Dr. Sigurd Griefahn, Sohn e<strong>in</strong>er jüdischen Ärzt<strong>in</strong>,<br />
nach der heute e<strong>in</strong>e Straße <strong>in</strong> Lobeda benannt ist, hat auf diesem Platz als Schüler mit<br />
dem Fußball- <strong>und</strong> Leichtathletiktra<strong>in</strong><strong>in</strong>g begonnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />
er e<strong>in</strong> erfolgreicher Leichtathlet unter den Studenten der Universität.<br />
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