Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Frauenturnen im Schatten der Männer<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 9. September 2010 Nr. 202<br />
Die Ursprünge der <strong>Sport</strong>art „Turnen“ gehen auf Friedrich Ludwig Jahn zurück, der<br />
Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong> Übungssystem zusammenstellte, mit welchem<br />
er die männliche Jugend auf militärische Anforderungen vorbereiten wollte. Er<br />
stand dabei ganz unter dem E<strong>in</strong>druck der Erfolge der napoleonischen Armeen, die<br />
<strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre große Teile Europas erobert hatten. Im Gegensatz zu J. C. F.<br />
GutsMuths, von dem er viel übernommen hatte, sah Jahn die sportliche Betätigung<br />
nicht im Gesamtkontext der Entwicklung junger Menschen, sondern vor allem als<br />
Form der Wehrertüchtigung. Dadurch war <strong>in</strong> der Anfangszeit der Turnbewegung das<br />
Turnen e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Männersportart. Ab Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden e<strong>in</strong>zelne<br />
gymnastische Elemente auch für Mädchen im „Schulturnen“ genutzt. 1874 tauchte<br />
erstmals <strong>in</strong> den Volksschulgesetzen für Sachsen-Weimar <strong>und</strong> Eisenach auf, dass<br />
man neben den allgeme<strong>in</strong>en Fächern auch: „…nach Bedürfnissen <strong>und</strong> Füglichkeit:<br />
Obstbaumzucht für Knaben <strong>und</strong> weibliche Handarbeit, Turnübungen <strong>und</strong> Zeichnen<br />
für Mädchen.“ unterrichten könne. Erst relativ spät öffneten sich die Turner stärker<br />
für Frauen, wobei „Wettkämpfe“ ke<strong>in</strong>en hohen Stellenwert hatten. Als e<strong>in</strong>en ersten<br />
„turnerischen“ Wettbewerb für Frauen könnte man <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> 1914 das „Tambur<strong>in</strong> für<br />
Student<strong>in</strong>nen“ ansehen, was bei den 1. Universitätsmeisterschaften ausgeschrieben<br />
war <strong>und</strong> was etwa vergleichbar mit der Rhythmischen <strong>Sport</strong>gymnastik wäre. Erst<br />
<strong>in</strong> den 1920er Jahren gab es häufiger Frauenwettbewerbe im Turnen, wobei der<br />
„Jahn-Neunkampf“ bestehend aus drei Gerätturn-, drei Schwimm- <strong>und</strong> drei<br />
leichtathletischen Übungen, der wertvollste Wettkampf war. Bei Wikipedia kann man<br />
u. a. nachlesen, dass um diese Zeit der Männerturnwart der Deutschen Turner, Max<br />
Schwarze, sagte, dass die „Turnkunst des Weibes, wenn sie der Unnatur ausweichen<br />
will, ihren Mittelpunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fe<strong>in</strong>gliedrigen <strong>und</strong> schönheitsfrohen Rumpfkultur haben<br />
müsste“ <strong>und</strong> dass nur solche Wettkampfformen im Frauenturnen Platz f<strong>in</strong>den dürften,<br />
„die wir [die Männer] auch verantworten können“. 1928 wurde Else Schramm zur<br />
Abhaltung für Lehrgänge von Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>lehrern aus dem thür<strong>in</strong>gischen höheren<br />
Schuldienst an der Universität als erste „Hochschulsportlehrer<strong>in</strong>“ angestellt <strong>und</strong> es<br />
ist davon auszugehen, dass sie die „<strong>Sport</strong>student<strong>in</strong>nen“ auch <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Formen von turnerischen Wettkämpfen unterrichtete. Else Schramm dürfte auch<br />
Gretchen Herber, die um 1930 als Student<strong>in</strong> am Lehrersem<strong>in</strong>ar war, unterrichtet<br />
haben. Gretchen ist die erste namentlich bekannte <strong>und</strong> zudem erfolgreiche Turner<strong>in</strong><br />
<strong><strong>Jena</strong>s</strong>. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Frauenturnen im Osten Deutschlands<br />
e<strong>in</strong>en rasanten Aufschwung. Dies ist auch auf dessen hohe Anerkennung <strong>in</strong> den<br />
osteuropäischen Staaten, <strong>in</strong>sbesondere der Sowjetunion zurückzuführen. Als erste<br />
Frauenturnwarte wurden im Sommer 1945 Richardt Pippardt <strong>und</strong> Fritz Hölb<strong>in</strong>g<br />
benannt. Der Zeissianer He<strong>in</strong>i Rittberg, der se<strong>in</strong>e ersten Übungen <strong>in</strong> den 1930er Jahren<br />
im Turn-Club <strong>Jena</strong> praktiziert hatte, wurde nach 1945 K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Frauenturnwart <strong>in</strong><br />
der Turnhalle des <strong>Jena</strong>ischen Turnvere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Jahnstraße. Er organisierte 1947 e<strong>in</strong><br />
großes Schauturnen im Volkshaus. Bei solchen Turnvergleichen, zu denen bis zu 1000<br />
Zuschauer kamen, g<strong>in</strong>gen Männer- <strong>und</strong> Frauenriegen gleichberechtigt an den Start.<br />
E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Akteur bei der Entwicklung von Turnwettkämpfen, besonders<br />
an der Universität, war der Apoldaer Physikstudent Wolfgang Gutewort. Bereits im<br />
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