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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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100 Jahre Frauenstudium<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 22. November 2007 Nr. 75<br />

Über das <strong>Sport</strong>treiben der ersten 15 Student<strong>in</strong>nen, die 1908 ihr Studium an der <strong>Jena</strong>er<br />

Universität aufnahmen, wurden bisher noch ke<strong>in</strong>e verlässlichen Quellen gef<strong>und</strong>en. Da<br />

aber der Hochschulsport für die Studenten vor allem <strong>in</strong> den Turn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> akademischen Verb<strong>in</strong>dungen stattfand, ist anzunehmen, dass die ersten<br />

studierenden Frauen ebenfalls diese Möglichkeiten nutzten. Aber schon zwei Jahre<br />

später, 1910, wurde <strong>in</strong> dem Buch „Turnen <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> an deutschen Hochschulen“ über<br />

die sportliche Betätigungen der Student<strong>in</strong>nen geschrieben: „Sehr beliebt ist auch das<br />

Tennisspiel, das, wo es möglich ist, auf den Tennisplätzen der Universität betrieben<br />

wird [...]. In <strong>Jena</strong> wird auf e<strong>in</strong>em Privattennisplatz gespielt.“ Hier s<strong>in</strong>d die Plätze des<br />

Spielplatzvere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Oberaue geme<strong>in</strong>t. Weiter heißt es: „Die Stellung des <strong>Jena</strong>er<br />

(Student<strong>in</strong>nen) Vere<strong>in</strong>s wird durch die Tatsache besonders deutlich gekennzeichnet,<br />

dass <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Statuten als Zweck auch die Pflege des <strong>Sport</strong>s aufgenommen ist. So<br />

betreibt er außer Tennis auch das Florettfechten.“<br />

<strong>Jena</strong> ist damit wohl die erste Hochschule <strong>in</strong> Deutschland, wo der Fechtsport für<br />

Frauen möglich war. Im Allgeme<strong>in</strong>en wurde das Fechten an den Hochschulen vom<br />

akademischen Fechten der Verb<strong>in</strong>dungen, dessen Ziel das Mensur- oder Duellfechten<br />

war, bestimmt. Die Ausbildung wurde vielfach von Universitätsfechtmeistern<br />

übernommen, die von den Hochschulen e<strong>in</strong> entsprechendes Privileg erwerben mussten.<br />

Seit 1903 war Christian Seemann-Kahne <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> tätig. Aus Hannover stammend, hatte<br />

er se<strong>in</strong>e Fechtmeisterprüfung an der Universität <strong>in</strong> Kiel abgelegt. Danach war er an<br />

verschiedenen Hochschulen Assistent von Fechtmeistern, u. a. <strong>in</strong> Heidelberg <strong>und</strong><br />

bei se<strong>in</strong>em Bruder <strong>in</strong> Hannover. In <strong>Jena</strong> erhielt er anfangs von der Universität e<strong>in</strong>en<br />

Zuschuss von 300 Reichsmark im Jahr. Ansonsten lebte er von den Kolleggeldern,<br />

die die Studenten bei ihm für den Unterricht bezahlen mussten. Erst 1913 wurde er<br />

offiziell privilegiert <strong>und</strong> bekam dann e<strong>in</strong> Jahresgehalt von 1000 Reichsmark. Seemann-<br />

Kahne war sehr umtriebig <strong>und</strong> etablierte das Fechten auch <strong>in</strong> nichtakademischen<br />

Vere<strong>in</strong>en, wie dem Turnvere<strong>in</strong> Jahn <strong>Jena</strong> <strong>und</strong> dem Vere<strong>in</strong> für Bewegungsspiele (VfB),<br />

dem Vorläufer des heutigen USV <strong>Jena</strong> e. V.. Diese beiden Vere<strong>in</strong>e hatten akademische<br />

Abteilungen <strong>und</strong> pflegten auch das <strong>Sport</strong>fechten, welches damals im Deutschen Reich<br />

Fuß zu fassen begann. Se<strong>in</strong> Versuch, nach dem 1. Weltkrieg das <strong>Sport</strong>fechten statt<br />

des Mensurfechtens <strong>in</strong> den studentischen Verb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>zuführen, scheiterte am<br />

Ende an der Frage, wie der Sieger e<strong>in</strong>es solchen Fechtduells e<strong>in</strong>deutig ermittelt werden<br />

könne.<br />

Zeitgenoss<strong>in</strong>nen wie Elisabeth Ditzen, die 1910 das Fechten der Student<strong>in</strong>nen<br />

beschrieb, merkten kritisch an: „Damit stand der <strong>Jena</strong>er Student<strong>in</strong>nen-Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong>zig da. Vielleicht hält man das Fechten, auch wenn man es als re<strong>in</strong><br />

körperliche Übung ohne Nebenzweck betreibt, − <strong>und</strong> nur davon kann hier die Rede se<strong>in</strong><br />

– für unweiblich – doch halte ich es für wahrsche<strong>in</strong>licher, dass man <strong>in</strong> allen Vere<strong>in</strong>en<br />

bestrebt war, fürs erste die gewöhnlichen turnerischen <strong>und</strong> sportlichen Veranstaltungen<br />

e<strong>in</strong>zubürgern <strong>und</strong> erst dann an die Pflege e<strong>in</strong>er speziell akademischen Leibesübung<br />

heranzugehen.“<br />

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