Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Als das Saale-Wasser die Plätze flutete<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 3. Juni 2010 Nr. 188<br />
Als 1893 der Gymnasiallehrer Herrmann Peter die Gründung e<strong>in</strong>es „Vere<strong>in</strong>s zur<br />
Herstellung e<strong>in</strong>es Spielplatzes“ <strong>in</strong>itiierte, hatte er als Fläche die zur selbstständigen<br />
Geme<strong>in</strong>de Wenigenjena gehörenden Wiesen <strong>in</strong> der Oberaue als geeignetes Gelände<br />
im Auge. Es wurde e<strong>in</strong>e Genossenschaft aus honorigen <strong>Jena</strong>er Bürgern gegründet,<br />
die bis zu 20 Geschäftsanteile zu 100 Goldmark erwerben konnten. Noch 1893<br />
kaufte der Vere<strong>in</strong> 2,5 ha aus Privathand. Dies war die Keimzelle der heutigen<br />
umfangreichen <strong>Sport</strong>plätze <strong>in</strong> der Oberaue. Das Kerngebiet lag zwischen dem<br />
jetzigen Ruderbootshaus der Universität, dem Tennishaus der Universität <strong>und</strong> der<br />
Tribüne des Stadions. Fragen des Hochwassers spielten damals ke<strong>in</strong>e große Rolle, da<br />
es e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit war, dass die Saale <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen über<br />
die Ufert trat. Die ersten Bauten waren daher auch Provisorien, die man nach e<strong>in</strong>em<br />
Hochwasser e<strong>in</strong>fach erneuerte. So standen zum Umkleiden <strong>und</strong> als Bootsschuppen<br />
z. B. ausgemusterte Reichsbahnwagons zur Verfügung. Gegen heutiges Baurecht, wo<br />
<strong>in</strong> der Saaleaue bis zur Schnellstraße ke<strong>in</strong>erlei Hochbauten mehr errichtet werden<br />
dürfen, wurde erstmals 1902 verstoßen, als der Vorsitzende des Spielplatzvere<strong>in</strong>s<br />
Hermann Peter e<strong>in</strong>e Baugenehmigung für das Tennishaus e<strong>in</strong>holte. Immerh<strong>in</strong> gab<br />
es damals schon 308 regelmäßig tra<strong>in</strong>ierende Tennisspieler, davon 135 Damen <strong>und</strong><br />
183 Herren, darunter 37 Schüler <strong>und</strong> 109 Studenten. Als dann die Universität <strong>in</strong> dem<br />
Gelände sogar e<strong>in</strong>e <strong>Sport</strong>halle bauen wollte, verwehrte 1913 die Stadt den Bau wegen<br />
des regelmäßigen Saalehochwassers. Das Frühjahrshochwasser 1922 betraf dann die<br />
<strong>Sport</strong>plätze besonders schlimm, so dass die Carl-Zeiss-Stiftung 115.000 M <strong>und</strong> der<br />
Fre<strong>und</strong>eskreis der Universität 50.000 M für die Wiederherstellung des <strong>Sport</strong>platzes <strong>und</strong><br />
der Tennisplätze zur Verfügung stellten. Die Summen dürfen aber nicht überschätzt<br />
werden, begann doch 1922 schon die Inflation <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Mark war vergleichsweise<br />
mit Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg nur noch 0,01 Mark wert. Auf jeden Fall wurden<br />
<strong>in</strong> der Folge als erstes die Tennisplätze (1925), <strong>in</strong> den 1930er Jahren das Stadion <strong>und</strong><br />
Anfang der 1950er das heutige Universitätssportzentrum mit Wällen gegen Hochwasser<br />
geschützt, die gleichzeitig als Zuschauertraversen dienten. In dieser Zeit entstanden<br />
immer mehr Bauten <strong>in</strong> der Oberaue, da man davon ausg<strong>in</strong>g, dass die <strong>in</strong> den 1930er<br />
Jahren fertig gestellten Saaletalsperren zukünftig alle große Hochwasser verh<strong>in</strong>dern<br />
würden. Dass dies nicht so war, zeigte sich spätestens im Frühjahr 1994. Für den<br />
Universitätssportvere<strong>in</strong> entstand dabei e<strong>in</strong> Totalschaden an den 11 Tennisplätzen<br />
<strong>und</strong> auch e<strong>in</strong> Teil der Rasenplätze wurde schwer <strong>in</strong> Mitleidenschaft gezogen.<br />
Hochwasserhilfsgelder gaben den Startimpuls für umfangreiche Sanierungsarbeiten, bei<br />
denen Umweltaspekte weitestgehend berücksichtigt wurden. E<strong>in</strong> Teil der Wälle, die die<br />
Plätze umgaben, wurden niedergelegt, um bei Hochwasser der Saale Raum zu schaffen<br />
<strong>und</strong> die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit zu verr<strong>in</strong>gern. Versiegelte Flächen wurden teilweise<br />
entsiegelt, e<strong>in</strong>e zentrale vollbiologische <strong>und</strong> hochwassergeschützte Kläranlage wurde<br />
e<strong>in</strong>gebaut. Der Wildwuchs von Kle<strong>in</strong>bauten, wie Garagen, Baracken <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>ern<br />
wurde beseitigt <strong>und</strong> dafür e<strong>in</strong> kompakter Baukörper mit der Kampfsporthalle errichtet.<br />
Insgesamt wurden an die 4 Mio Euro verbaut <strong>und</strong> viele St<strong>und</strong>en ehrenamtlicher Arbeit<br />
durch USV-<strong>Sport</strong>ler e<strong>in</strong>gebracht. Neues noch strengeres Baurecht führte dazu, dass<br />
der USV sogar e<strong>in</strong>e Strafe zahlen sollte, weil er aus e<strong>in</strong>em Teil der Erdmassen der<br />
205