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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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E<strong>in</strong> Jubiläum, das vergessen wurde<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 5. August 2009 Nr. 146<br />

Am 8. März 1934, also vor reichlich 75 Jahren, wurde durch die Thür<strong>in</strong>gische<br />

Landesregierung die Errichtung e<strong>in</strong>es Instituts für Leibesübungen an der <strong>Jena</strong>er<br />

Universität angeordnet. In diesem Institut sollten alle E<strong>in</strong>richtungen an der Uni, die<br />

bisher für die körperliche Ertüchtigung der Studierenden geschaffen worden waren,<br />

zusammengefasst werden. Zu Semesterbeg<strong>in</strong>n, sechs Wochen später, wurde von dem<br />

zuständigen M<strong>in</strong>ister Fritz Wächtler Herr Hans Ebert als erster Direktor des neuen<br />

Instituts e<strong>in</strong>gesetzt. Dieser war bis dah<strong>in</strong> Oberfeldmeister des Arbeitsdienstes im Gau<br />

Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Weimar gewesen. Bereits aus diesen beiden Fakten kann man erkennen,<br />

dass der Gründungsakt des Vorläufers des heutigen Instituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

e<strong>in</strong>e politische Entscheidung war. Sie sollte u. a. dazu beitragen, dass die<br />

Nationalsozialistische Landesregierung ihren E<strong>in</strong>fluss gegenüber den akademischen<br />

Gremien der Universität erhöhen konnte. Obwohl nicht e<strong>in</strong>mal promoviert, stieg Ebert<br />

bald zum Führer der Dozentenschaft an der Uni auf. Die Landesregierung, die schon<br />

seit 1930 mit der Übernahme des Volksbildungsm<strong>in</strong>isterposten durch das NSDAP von<br />

Nazigedankengut <strong>und</strong> -handlungen durchdrungen war, hatte im Allgeme<strong>in</strong>en bei der<br />

Durchsetzung ihrer nationalsozialistischer Ideen an der <strong>Jena</strong>er Uni wenig Probleme.<br />

E<strong>in</strong> Großteil der Lehrkräfte kann man als konservativ <strong>und</strong> national bezeichnen. Die<br />

Leibesübungen hatten nach den Vorstellungen der NSDAP e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert<br />

<strong>und</strong> dieser war an der <strong>Jena</strong>er Uni durch das Fehlen e<strong>in</strong>es Instituts unterrepräsentiert.<br />

Im Gegensatz zu fast allen Universitäten <strong>in</strong> Deutschland, wo bereits Mitte der 1920er<br />

Jahre Institute für Leibesübungen gegründet worden waren, gab es <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> e<strong>in</strong> solches<br />

noch nicht. Diese Tatsache <strong>und</strong> die Gründe dafür wurden erst vor wenigen Jahren<br />

genauer wissenschaftlich untersucht <strong>und</strong> 2002 <strong>in</strong> dem Buch „Die <strong>Geschichte</strong> des<br />

<strong>Sport</strong>s an der <strong>Jena</strong>er Universität“ publiziert. Bei den Untersuchungen kam zutage,<br />

dass die <strong>Jena</strong>er Uni zwar e<strong>in</strong>e der ersten Universitäten im Kaiserreich gewesen war,<br />

die bereits 1914 e<strong>in</strong>en hauptamtlichen Universitätsturn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>lehrer e<strong>in</strong>stellte<br />

<strong>und</strong> die seit 1925 den Pflichtsport für alle Studenten e<strong>in</strong>führte, dass aber über e<strong>in</strong>e<br />

Institutsgründung <strong>in</strong> den akademischen Gremien erst ab 1932 beraten wurde. E<strong>in</strong>er der<br />

Gründe dürfte sicher gewesen se<strong>in</strong>, dass der 1914 e<strong>in</strong>gestellte Universitätsturnlehrer,<br />

Hermann Eitel nicht zur Gruppe der akademischen Lehrkräfte gehörte. Entsprechend<br />

se<strong>in</strong>em Anstellungsstatus war er Beamter im Verwaltungsbereich. Nach heutiger<br />

Sichtweise könnte man ihn, ähnlich wie heute noch <strong>in</strong> Bayern üblich, als Leiter e<strong>in</strong>er<br />

technischen Betriebse<strong>in</strong>heit ansehen, der wie e<strong>in</strong> akademischer Rat zwar lehren<br />

konnte aber sonst eher Verwaltungsaufgaben zu erfüllen hatte. In den akademischen<br />

Gremien (Senat) wurden die Leibesübungen durch e<strong>in</strong>en „akademischen Ausschuss“<br />

vertreten. Dessen Vorsitzender war seit 1919 der Geograph Prof. Georg von Zahn. Bei<br />

diesem stieß 1932 der Auftrag des M<strong>in</strong>isterialrates Friedrich Stier vom Thür<strong>in</strong>gischen<br />

Volksbildungsm<strong>in</strong>isterium zur sofortigen <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>es Instituts für Leibesübungen auf<br />

offene Ohren, zumal als Rahmen vorgesehen war, dass der Vorstand des Instituts der<br />

Vorsitzende des Akademischen Ausschusses für Leibesübungen also v. Zahn selber<br />

se<strong>in</strong> sollte. Die Leitung des Instituts wollte man dem Universitätsturn- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>lehrer<br />

Eitel übertragen <strong>und</strong> alle E<strong>in</strong>richtungen der Leibesübungen an der Universität<br />

würden im neuen Institut zusammengefasst. Als E<strong>in</strong>richtungen der Universität für<br />

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