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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Gymnastik mit pädagogischer Bedeutung<br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 29. Juli 2009 Nr. 145<br />

Der Reformpädagoge Peter Petersen, der Anfang der 1920er Jahre an die <strong>Jena</strong>er Uni<br />

berufen wurde <strong>und</strong> auf den das „<strong>Jena</strong>plan-Schulmodell“ zurückgeht, hatte mit Beg<strong>in</strong>n<br />

se<strong>in</strong>er Tätigkeit Turnen <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Konzept verankert. Zeitweilig wandte er<br />

sich besonders verschiedenen Gymnastikformen zu, die eng zu se<strong>in</strong>en Reformideen<br />

passten. Bereits im Sommersemester 1925 wurde vom Universitäts- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>lehrer<br />

Hermann Eitel e<strong>in</strong> „Turnkurs für Lehrer an den Volksschulen“ gehalten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Kurs für<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Rhythmischer Gymnastik ist ebenfalls nachgewiesen. In der von Petersen<br />

herausgegebenen Zeitschriftenreihe „Die akademische Lehrerbildung der Universität<br />

<strong>Jena</strong>“ s<strong>in</strong>d solche Artikel wie: „Rhythmische Gymnastik <strong>in</strong> pädagogischer Bedeutung“,<br />

„Die Rhythmik im K<strong>in</strong>dergarten“ <strong>und</strong> „Die Rhythmik <strong>in</strong> der Lehrerbildung“ zu f<strong>in</strong>den.<br />

Zu den Studenten von Peter Petersen gehörte auch Walter Wurzler, der von 1935 –<br />

37 se<strong>in</strong>e Ausbildung am Pädagogischen Institut als Volksschullehrer <strong>in</strong> den Fächern<br />

Leibesübungen, <strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> Geographie absolvierte.<br />

Bereits vor der Wiedereröffnung der Uni nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Petersen<br />

im Juli 1945 vom Landesverwaltungsamt Thür<strong>in</strong>gen den Auftrag zur Gründung e<strong>in</strong>er<br />

Sozialpädagogischen Fakultät. In dem Zusammenhang sollte er auch die Verwaltung<br />

des Gebäudes des ehemaligen Hochschul<strong>in</strong>stituts für Leibesübungen (der sogenannten<br />

Muskelkirche) übernehmen, sobald diese von den russischen Besatzungstruppen<br />

geräumt sei. Petersen zog zwei se<strong>in</strong>er Vorkriegsabsolventen: Hildegard Nußbaumer <strong>und</strong><br />

Walter Wurzler heran, um an der Erziehungswissenschaftlichen Anstalt Turnunterricht<br />

für zukünftige Lehrer unterrichten zu können. Wurzler hatte bereits Anfang 1946 vom<br />

Rektor den Auftrag erhalten, die Gründung e<strong>in</strong>es „<strong>Sport</strong><strong>in</strong>stituts“ vorzubereiten, was<br />

allerd<strong>in</strong>gs von der Sowjetischen Militäradm<strong>in</strong>istration (SMA) untersagt worden war <strong>und</strong><br />

ihm noch im gleichen Jahr die Entlassung drohte. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> war die „Re<strong>in</strong>igung“<br />

des Uni-Personals von sogenannten „Nazis“ <strong>und</strong> Offizieren, <strong>und</strong> Wurzler war als<br />

Hochschulabsolvent <strong>in</strong> den letzten Kriegsjahren Offizier <strong>in</strong> der Wehrmacht gewesen.<br />

Prof. Petersen stellte sich schützend vor se<strong>in</strong>en Studenten <strong>und</strong> stellte ihn offiziell als<br />

„Hilfsarbeiter“ an se<strong>in</strong>em Institut an, ließ <strong>in</strong> aber als Turnlehrer arbeiten. Aus dieser<br />

Zeit stammen auch e<strong>in</strong>e Reihe Fotos, die sich im USV-Fotoarchiv bef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Peter<br />

Petersen zeigen. Nachdem Wurzler als „unbedenklich“ im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er faschistischen<br />

Vergangenheit rehabilitiert worden war, begann er im W<strong>in</strong>tersemester 1948/49<br />

als Ausbilder für die Unterstufenlehrer <strong>in</strong> der Pflichtfachkomb<strong>in</strong>ation Zeichnen /<br />

Leibesübungen. Zu Letzterem gehörten folgende Ausbildungsbestandteile: Methodik<br />

des Schulturnens, der Spiele, der Leichtathletik <strong>und</strong> des Schwimmens <strong>und</strong> zwei<br />

St<strong>und</strong>en schulpraktische Übungen. 14 Studenten <strong>und</strong> 9 Student<strong>in</strong>nen schrieben sich<br />

für diese Ausbildung e<strong>in</strong>. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich bis 1951 das Institut<br />

für Körpererziehung, wo Walter Wurzler dann als Dozent <strong>in</strong> der <strong>Sport</strong>pädagogik <strong>und</strong><br />

zeitweilig amtierender Direktor bis 1961 tätig war.<br />

Der im April 2009 mit Prof. Dr. Ralf Sygusch neu besetzte Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>pädagogik<br />

des Instituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft kann sich heute darauf berufen, dass se<strong>in</strong>e Wurzeln<br />

bis zu Petersen zurückreichen.<br />

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