Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena
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Wachkommando <strong>in</strong> der Muskelkirche<br />
Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 26. Februar 2009 Nr. 125<br />
Ab Frühjahr 1947 wurden die Bed<strong>in</strong>gungen für den <strong>Sport</strong> <strong>in</strong> der Stadt besser,<br />
da die Sowjetische Militäradm<strong>in</strong>istration den kommunalen <strong>Sport</strong>betrieb wieder<br />
zuließ. Im Mai 1947 vere<strong>in</strong>barten Vertreter der Universität <strong>und</strong> der Stadt, wie die<br />
Universitätssportplätze <strong>in</strong> der Oberaue geme<strong>in</strong>sam genutzt werden könnten. Von der<br />
Uni war bei diesen Gesprächen auch der <strong>Sport</strong>referent des Studentenrates Walter<br />
Barton <strong>und</strong> Hans Beitz, der die Ausbildung von <strong>Sport</strong>lehrern an der Uni aufbauen<br />
sollte, dabei. Die Stadt vertrat e<strong>in</strong> Herr Noske vom <strong>Sport</strong>amt, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Herr He<strong>in</strong>tz war<br />
für die <strong>Sport</strong>geme<strong>in</strong>schaft Schott mit anwesend. Die Studentenschaft verwies bereits<br />
damals darauf, dass der <strong>Sport</strong> der Studenten auf den eigenen Anlagen das Vorrecht<br />
haben müsse. E<strong>in</strong> Streitpunkt, der sich fast bis <strong>in</strong> die Gegenwart h<strong>in</strong>zog <strong>und</strong> erst 2005<br />
gelöst wurde. E<strong>in</strong> Nutzungsvertrag für die Universitätssportstätten mit e<strong>in</strong>er Dauer<br />
von fünf Jahren wurde vere<strong>in</strong>bart. Der Zustand der Anlagen <strong>in</strong> der Oberaue wurde wie<br />
folgt beschrieben: „Die Gebäude seien völlig ausgeräumt <strong>und</strong> ausgeschlachtet. Die<br />
Platzanlagen ließen sich aber mit 12 – 15 Mann <strong>in</strong> 3 – 4 Wochen wieder herstellen.“<br />
Noch schlimmer sah es bei e<strong>in</strong>er Besichtigung der Landesturnanstalt (Muskelkirche)<br />
aus. Dabei wurde festgestellt, dass das Gebäude, welches vorher als Kaserne e<strong>in</strong>er<br />
sowjetischen Militäre<strong>in</strong>heit gedient hatte, nur noch von e<strong>in</strong>em Wachkommando belegt<br />
sei. Sämtliche E<strong>in</strong>richtungsgegenstände, Beleuchtungskörper, Türschlösser, Drücker,<br />
Abort- <strong>und</strong> Waschbecken s<strong>in</strong>d stark beschädigt oder nicht mehr vorhanden. Das<br />
L<strong>in</strong>oleum wurde <strong>in</strong> fast allen Räumen entfernt, ebenso alle elektrischen Leitungen. Hans<br />
Beitz, der damals Vorsitzender e<strong>in</strong>er CDU-Gruppe war, sollte im Auftrage des Rektors die<br />
Wiederherstellung der Landesturnanstalt <strong>und</strong> der <strong>Sport</strong>lehrerausbildung koord<strong>in</strong>ieren,<br />
was aber vorerst nicht zustande kam, da die Gebäude der Landesturnanstalt durch die<br />
neu gegründete „Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät“ übernommen wurde.<br />
Unter Leitung des <strong>Sport</strong>referenten Walter Barton (ab 1948 von Wolfgang Möhr<strong>in</strong>g)<br />
wurde der Studentensport <strong>in</strong> Selbstverwaltung ständig ausgebaut. Nach den ersten<br />
Universitätsmeisterschaften <strong>in</strong> der Leichtathletik organisierte Möhr<strong>in</strong>g im Sommer 1947<br />
den Neuaufbau e<strong>in</strong>er Schach- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Tischtennisgruppe. Der <strong>Sport</strong> als universitäre<br />
Institution konnte allerd<strong>in</strong>gs nur im Rahmen der Sozialpädagogischen Fakultät<br />
betrieben werden. Andere Fakultäten verweigerten teilweise jede Unterstützung, wie<br />
z. B. Freistellungen von Studenten für Wettkämpfe <strong>und</strong> Turniere. Besonders aktiv waren<br />
die Studenten-Fußballer <strong>und</strong> die Handballmannschaft, deren Spieler aber teilweise<br />
identisch waren. Nach <strong>und</strong> nach wurde über das <strong>Sport</strong>referat des Studentenrates der<br />
ganze studentische <strong>Sport</strong>betrieb an der Universität gesteuert, was nicht immer auf<br />
Gegenliebe bei den SED-Landesbehörden stieß, da der <strong>Sport</strong>referent Mitglied der<br />
Liberaldemokratischen Partei war.<br />
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