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Jenas Sporthistorie in Wort und Bild - Sport Geschichte Jena

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Drei Weltmeistertitel für die Uni <strong>Jena</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gische Landeszeitung 9. September 2009 Nr. 151<br />

Als Hitlerdeutschland am 1. September 1939 mit dem E<strong>in</strong>fall <strong>in</strong> Polen den Zweiten<br />

Weltkrieg begann, wirkte sich dies umgehend auf das Leben an der <strong>Jena</strong>er Universität<br />

<strong>und</strong> zwar noch unmerklich anfangs auch auf das <strong>Sport</strong>geschehen <strong>in</strong> der Stadt <strong>Jena</strong><br />

aus. E<strong>in</strong>e der letzten großen Propagandaschauen des Nationalsozialistischen<br />

Regimes vor Kriegsbeg<strong>in</strong>n, bei der die Überlegenheit über andere Völker <strong>und</strong><br />

Staaten gezeigt werden sollte, waren im <strong>Sport</strong> die Akademischen Weltspiele, auch<br />

Studentenweltmeisterschaften genannt. Diese fanden vom 24. bis 27. August<br />

1939 <strong>in</strong> Wien statt. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an Deutschland war es<br />

u. a. Ziel dieses Wettkampfes zu zeigen, dass Wien <strong>und</strong> dessen Universität voll <strong>in</strong>s<br />

Deutsche Reich <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. Alle deutschen Hochschulsportler, die e<strong>in</strong>igermaßen<br />

Medaillenchancen hatten, wurden zu den Wettkämpfen nach Wien delegiert. Aus <strong>Jena</strong><br />

waren dies Siegfriede Dempe <strong>und</strong> Luise Lockemann. Beide hatten ihr Studium zwar<br />

schon beendet aber nach den großzügig ausgelegten Teilnahmeregeln durfte Siegfriede<br />

Dempe als Sieger<strong>in</strong> der Studentenweltmeisterschaften von 1937 ihre Goldmedaille<br />

über 80m Hürden verteidigen. Da sie 1939 den Deutschen Rekord mit 11,5s e<strong>in</strong>gestellt<br />

hatte, fiel ihr das nicht sehr schwer. Sie gewann Gold mit 11,7s. Außerdem gewann<br />

sie e<strong>in</strong>e Silbermedaille über 100m. Luise Lockemann hatte 1938 ihr <strong>Sport</strong>studium<br />

<strong>in</strong> Marburg beendet <strong>und</strong> war als Assistent<strong>in</strong> am Institut für Leibesübungen <strong>in</strong> <strong>Jena</strong><br />

angestellt worden. Da sie ihr Referendariat noch nicht abgeschlossen hatte <strong>und</strong> als<br />

Deutsche Hochschulmeister<strong>in</strong> die Qualifikationsnorm geschafft hatte, durfte sie<br />

ebenfalls <strong>in</strong> Wien teilnehmen. Sie gewann die Goldmedaille im Weitsprung (5,21m)<br />

<strong>und</strong> im Hochsprung(1,50m). Die <strong>in</strong>ternationale Konkurrenz <strong>in</strong> Wien war allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

allzu stark, da sich im Vorfeld die Internationale Studentensportbewegung gespalten<br />

hatte. Fast alle demokratischen Staaten boykottieren die Studentenweltspiele,<br />

so dass vor allem mit Deutschland sympathisierende Länder gemeldet hatten. Im<br />

Rahmen der Weltspiele gab es noch e<strong>in</strong>e Reihe von Demonstrationsveranstaltungen,<br />

die vom zuständigen obersten Beamten für die studentischen Leibesübungen im<br />

Reichserziehungsm<strong>in</strong>isterium, Prof. Dr. Carl Krümmel, organisiert wurden. E<strong>in</strong>e davon<br />

war e<strong>in</strong> Schaufliegen von Segel- <strong>und</strong> Motorflugzeugen. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er vormilitärischen<br />

Ausbildung für die Luftwaffe waren 1935 an allen Instituten für Leibesübungen<br />

(heute <strong>Sport</strong><strong>in</strong>stitute) Abteilungen Luftfahrt gebildet worden. Alle Studenten der<br />

Leibesübungen erhielten m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>ausbildung im Segelflug. Auch <strong>in</strong><br />

<strong>Jena</strong> gab es diese Abteilung. Das <strong>Jena</strong>er Institut besaß 12 Segelflugzeuge. Alle diese<br />

Flugzeuge mussten nach Wien gebracht werden. Die Segelflieger mit LKW oder Bahn<br />

<strong>und</strong> die Motorflugzeuge, e<strong>in</strong>s von <strong>Jena</strong>, flogen. Der Rückflug am 29. September, der im<br />

Konvoi vollzogen wurde, führte nur bis Bamberg. Dort wurden die Motorflugzeuge <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er großen Halle e<strong>in</strong>gelagert, was die Piloten, sehr w<strong>und</strong>erte. Sie wurden aber sofort<br />

zur Luftwaffe e<strong>in</strong>gezogen <strong>und</strong> mussten bereits wenige Tage später als Lehrpersonal<br />

Piloten für den Kriegse<strong>in</strong>satz ausbilden. E<strong>in</strong>e weitere Auswirkung auf das <strong>Jena</strong>er<br />

„<strong>Sport</strong><strong>in</strong>stitut“ war, das wenige Tage nach Kriegsbeg<strong>in</strong>n am 8. September 1939 durch<br />

e<strong>in</strong>en Erlass „der Übungs- <strong>und</strong> Lehrbetrieb der Hochschul<strong>in</strong>stitute für Leibesübungen<br />

an den Universitäten Berl<strong>in</strong>, Leipzig, <strong>Jena</strong>, München <strong>und</strong> Wien...<strong>in</strong> vollem Umfang<br />

aufrechterhalten“ wurde. Alle übrigen „<strong>Sport</strong><strong>in</strong>stitute“ im Reich waren geschlossen<br />

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